Die Ritter von Delkenheim
Delkenheim ist ein Stadtteil mit einer langen und bewegten Geschichte – vom Raubrittertum über den Wiederaufbau nach den Weltkriegen bis zur Eingemeindung.
Frühmittelalterliche Wurzeln
Delkenheim wurde erstmals im Jahr 1204 in einer Urkunde des Ritters Godefridus de Delchilnheim erwähnt. Historisch betrachtet geht die Besiedlung jedoch bereits auf das sechste Jahrhundert zurück, als die Franken im Zuge der Völkerwanderung die Region besiedelten.
Stadtrechte und Ritterburg
Am 4. Dezember 1320 verlieh König Ludwig der Baier Delkenheim die Stadtrechte. Der Mittelpunkt des Ortes war zu dieser Zeit eine Ritterburg. Diese wurde 1372 von Rheingauer Söldnern niedergebrannt. Der Grund für den Überfall war wahrscheinlich das Raubrittertum, da die Ritter von Delkenheim als Schrecken der Umgebung galten.
Das Ende der Raubritter
Mit dem Ende der Raubritterzeit verbesserte sich die Lebensqualität. 1655 wurde der erste Schulmeister in Delkenheim eingestellt. Der Acker- und Weinbau florierten und auch die Viehzucht nahm zu. 1773 wurde der Grundstein für das neue Pfarrhaus gelegt, 1893 folgte der Bau der heutigen evangelischen Kirche, des "Ländchesdoms“.
Nachgezählt
- Im Jahr 1813 fand die erste Volkszählung in Delkenheim statt. Dabei wurden 518 Einwohner und 70 Schulkinder gezählt.
- 1900 folgte eine landwirtschaftliche Erhebung: In den Betrieben wurden 116 Pferde, 654 Rinder, 406 Schweine, 104 Ziegen, 223 Gänse und 2.118 Hühner gehalten.
- Zudem gab es 1900 6.617 Apfelbäume, 1.078 Birnbäume, 1.949 Pflaumenbäume und 43 Kirschbäume.
Die Zeit der Weltkriege
Delkenheim erlebte auch schwere Zeiten. 1918 wurde der Ort von den Franzosen besetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kirchturm 1945 durch Artilleriebeschuss beschädigt. Am 28. März 1945 rückten amerikanische Panzer in den Ort ein.
Wiederaufbau
Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau. 1952 wurde die Kirche renoviert und 1955 eine neue Bronzeglocke installiert. In den folgenden Jahren entstanden wichtige Infrastrukturprojekte wie das Gemeindehaus, die Karl-Gärtner-Schule und das katholische Gemeindezentrum.
Modernisierungen
Am 1. Januar 1977 wurde Delkenheim im Zuge der Gebietsreform als Stadtteil von Wiesbaden eingemeindet. In den folgenden Jahrzehnten erfolgten weitere Modernisierungen, etwa der Bau einer Umgehungsstraße und die Sanierung des Rathausplatzes.
“Delki”
Bei Ausgrabungen im Jahr 1998 wurde in der Landwehrstraße ein 1.300 Jahre altes Skelett entdeckt. "Delki“ ist heute im Heimatmuseum ausgestellt.
Historisches Highlight
Am 27. März 1945 zog der "Delkenheimer Volkssturm“ in Richtung Bad Soden – kam aber nur bis Wallau. Dort angelangt, genehmigte man sich in einer Gastwirtschaft eine Zeche und konnte so erst am späten Abend nach Delkenheim zurückkehren. Am nächsten Tag, kurz nach 12 Uhr mittags, rückten die ersten amerikanischen Panzer in den Ort ein.