Das Wohngebiet „Im Sampel“ soll erneuert werden. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern soll ein lebenswerter, grüner und zukunftsfähiger „Sampel von morgen“ gestaltet werden. Die Quartiersentwicklung umfasst die Bereiche Wohnen, Nachbarschaft, Freiraum, Mobilität und Energie.
Luftbild „Wohngebiet Im Sampel“ in Mainz-Kostheim
Wohnungsbestände kreativ nutzen und suffizient weiterentwickeln
Der Experimentierraum „Im Sampel“ liegt im Nordosten von Mainz-Kostheim, benachbart zu den Wohngebieten Krautgärten und Am Königsfloß. Das Erscheinungsbild des Wohngebiets aus den 1970er Jahren prägen eine für diese Zeit typische Zeilenbebauung und Wohnhochhäuser, große Parkdecks sowie großzügige Grünflächen mit einem alten Baumbestand. Wegen der geplanten energetischen Sanierung des Gebäudebestands arbeiten die kommunale Wohnbaugesellschaft (GWW) zusammen mit dem Stadtplanungsamt sowie dem Umweltamt an einer integrierten Quartiersentwicklung.
Der „Sampel von morgen“ soll gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gestaltet werden. Schwerpunkte bilden die Verbesserung des Wohnraumangebots und die klimaangepasste Umgestaltung der Grün- und Freiflächen. Eine klimaneutrale Energieversorgung, die Ergänzung von Betreuungsangeboten für Kinder sowie neue alternative Mobilitätsangebote sollen den Sampel in die Zukunft führen.
In der Wohnsiedlung aus den 1970er Jahren leben über 2.100 Menschen. Der Sampel steht heute vor zahlreichen drängenden Herausforderungen: Der Gebäudebestand muss energetisch saniert werden. Es fehlt vor allem an barrierefreien seniorengerechten Wohnungen. Die Nachbarschaften sind zunehmend anonym. Die „Schatzkiste“ des Wohngebiets, die großzügigen Freiflächen sind mittlerweile in die Jahre gekommen und wirken ungepflegt. Der Autoverkehr dominiert im öffentlichen Straßenraum und ruft zahlreiche Konflikte hervor.
Gleichzeitig stellen diese Herausforderungen aber auch eine große Chance für eine nachhaltige Erneuerung des Wohngebiets dar. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern soll herausgefunden werden, wie der Sampel in Zukunft aussehen kann. Ziel der Quartiersentwicklung ist, neue Qualitäten und Angebote zu schaffen, die heute im Quartier fehlen und damit einen Mehrwert für die Menschen zu erreichen. Dabei kann die Entwicklung im Sampel auch zum Vorbild für den Umgang mit zahlreichen Wiesbadener Wohnsiedlungen aus dieser Zeit werden.
Quartierszentrum und Platzbereich am Teufelssprung
Parkdeck am Römerfeld
Zentrale Fußwegeverbindung durch den Sampel
Zentraler Spielplatz zwischen Teufelssprung und Römerfeld
Wohnungsnaher Spielplatz im Römerfeld
Hauseingang Im Sampel
Was sind die Ziele ?
Das Stadtplanungsamt, das Umweltamt und die GWW arbeiten in dem Experimentierraum an einem städtebaulichen Rahmenplan. Den Rahmenplan ergänzen Fachgutachten zu klimatischen Auswirkungen, zur Energieversorgung und Mobilität. Mit dem Rahmenplan werden mehrere Ziele verfolgt:
Energieeffizienz: Es soll dafür gesorgt werden, dass der Gebäudebestand energetisch saniert wird und für das Wohngebiet eine CO2-neutrale Energieversorgung entsteht.
Wohnraumangebot: Der bestehende Wohnraum soll durch neue Angebote aufgewertet und erweitert werden. Sie sollen den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner entsprechen.
Gemeinschaft: Die Identität des Quartiers und das Zusammenleben der Nachbarn sollen gefördert werden.
Wohnumfeld: Das Wohnumfeld soll nachhaltig verbessert und die Grün- und Freiflächen sollen ans Klima angepasst und neugestaltet werden.
Kinderbetreuung: Es sollen zusätzliche Angebote für die Betreuung von Kindern geschaffen werden.
Mobilität: Es soll bessere Möglichkeiten für die Fortbewegung auch ohne eigenes Auto geben.
Ein breiter Beteiligungsprozess bildet die Grundlage für die Quartiersentwicklung. Die Bewohnerinnen und Bewohner kennen ihr Quartier am besten und können wertvolle Ideen einbringen. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, werden verschiedene Dialogformate genutzt. Hierzu gehören zum Beispiel Umfragen, Gespräche vor Ort, Ideenwerkstätten und Bürgerveranstaltungen. Zusätzlich gibt es eine "Quartiersrunde". In dieser sitzen Fachleute aus verschiedenen Bereichen, wie der Jugend- und Sozialarbeit. Sie sollen den Entwicklungsprozess beraten und unterstützen.
Spielregeln nachhaltiger Stadtentwicklung
Die Spielregeln nachhaltiger Stadtentwicklung bilden die Leitlinien für die Quartiersentwicklung Im Sampel. Für einen bunten, lebendigen und grünen „Sampel von morgen“ liegen die Schwerpunkte in den Themenfeldern „Lebendige Stadt“, „Klimaoptimiertes Stadtgrün“, „Neue Mobilität“ und „Erneuerbare / Graue Energie“.
Maßnahmen im Themenfeld „Lebendige Stadt“
Maßnahmen im Themenfeld „Lebendige Stadt“
Im Bereich Wohnen & Nachbarschaft geht es darum, den Wohnungsbestand aufzuwerten und das Zusammenleben im Quartier durch stabile Nachbarschaften zu fördern:
Bedarfsgerechte Ergänzung des Wohnraumangebots, insbesondere barrierefreie Wohnungen, kleinere Wohnungen für Alleinerziehende, Senior*innen, Studierende und Azubis sowie Wohnungen mit flexiblen Grundrissen für neue Wohnformen (Mehrgenerationen- oder Senior*innen-WG),
Organisation einer Wohnungstauschbörse, um vorhandenen Wohnraum sinnvoll und effizient nutzen und im gewohnten Lebensumfeld bleiben zu können,
Raum für Ideen in den Erdgeschosszonen, zum Beispiel Gemeinschaftsräume für Stadtteilaktivitäten, Kitas oder Concierge-Services,
Einrichtung eines Stadtteilbüros als Anlaufstelle während der Sanierungsphase sowie
quartiersbezogene Angebote, u.a. Betreuung für selbständiges Wohnen im Alter, Erziehungsberatung, ärztliche Betreuung,
Erweiterung des Jugendpavillons mit einem neuen Jugend- und Freizeittreff im Sampel.
Maßnahmen im Themenfeld „Klimaoptimiertes Stadtgrün“
Die vielen großen Bäume und Grünflächen sind der heimliche „Schatz“ des Sampel. Ihre wichtigen ökologischen und Klimafunktionen sollen erhalten bleiben. Gleichzeitig stellt dieser weitläufige Freiraum auch das größte Gestaltungspotential dar, um zu einer Belebung und Attraktivierung des Wohnumfelds beizutragen:
Stärkung der Nachbarschaftshöfe als Begegnungsräume,
Bewahrung der Grünflächen und Entsiegelung befestigter Flächen durch eine klimaoptimierte und wassersensible Umgestaltung,
Belebung der Grünachse mit vielfältigen integrativen Begegnungsorten und Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene sowie
Schaffung eines attraktiven Quartiersmittelpunkts.
Maßnahmen im Themenfeld „Neue Mobilität“
Das private Auto ist das dominierende Verkehrsmittel im Quartier, obwohl der Sampel sehr gut an sämtliche Verkehrsnetze angebunden ist. Daher soll die Quartiersentwicklung vor allem die Nahmobilität für die Bewohnerinnen und Bewohner fördern:
Stärkung eines attraktiven Fuß- und Radwegenetesz, das sehr gut mit dem Umfeld vernetzt ist,
Entsiegelung der Stichstraßen mit sicheren Querungsmöglichkeiten,
Neuorganisation des Parkraumangebots sowie
Förderung alternativer Mobilitätsangebote wie Carsharing, Bikesharing und E- Lastenräder.
Maßnahmen im Themenfeld „Erneuerbare und Graue Energie“
Ein wichtiger Bestandteil zum Erreichen der Klimaschutzziele in Wiesbaden ist der Umbau der Energieversorgung von Gebäuden. Durch die Quartiersentwicklung soll dies auch im Sampel angegangen werden. Das Ziel ist ein klimaneutrales Quartier:
Aufbau eines CO2-freien Wärmenetzes für Warmwasser und Heizung,
Reduzierung des Energiebedarfes durch energetische Sanierung der Gebäude und
Errichtung von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen auf den Dächern und an den Fassaden.
Dabei soll auch untersucht werden, wie der Sampel als Keimzelle für die Wärmeversorgung dienen und weitere Wohngebiete in der Umgebung mitversorgen kann.
Wo liegt der Sampel?
Der Sampel liegt mit einer Größe von rund 9,6 ha im äußersten Nordosten von Mainz-Kostheim unmittelbar an der Grenze zu Mainz-Kastel. Er erstreckt sich rund um die Ringstraße, die dem Wohngebiet seinen Namen gegeben hat „Im Sampel“. Der Ortskern von Kostheim ist rund 1,5 km entfernt und vor allem durch die Bahntrasse und die Hochheimer Landstraße räumlich abgetrennt.
Nördlich und westlich vom Sampel befinden sich die großen Wohngebiete „Krautgärten“ und „Königsfloß“. Gemeinsam mit dem Sampel wurden diese Gebiete in der Phase nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, um den Wohnraumbedarf zu decken. Heute wohnen dort mehr als 6.000 Menschen. Es gibt viele sozial geförderte Wohnungen, so dass auch heute noch bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist.
Im Osten liegen die Krautgartenschule, Albert-Schweitzer-Schule und der Kostheimer Friedhof sowie eine Güterbahnlinie. Dahinter beginnt der Landschafts- und Erholungsraum Käsbachtal.
Der Sampel ist gut an den Busverkehr angeschlossen. Der Bahnhof in Mainz-Kastel ist zu Fuß in nur 20 Minuten erreichbar und es gibt viele Radwege in der Umgebung.
Luftbild vom Projektgebiet
Wie ist der Planungsstand?
2023
Ab Januar - Erkundungsphase
Bei einer Quartiersentwicklung im Siedlungsbestand müssen die Menschen, die dort wohnen, von Anfang an mit einbezogen werden. Zur Vorbereitung fand in der ersten Jahreshälfte eine „Erkundungsphase“ statt. Ziel war es, den Sampel kennenzulernen und herauszufinden, was die Bewohnerinnen und Bewohner im Sampel brauchen. Es wurden Fragebögen verteilt, Gespräche vor Ort geführt und Rundgänge mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gemacht. Zudem wurde eine gemeinsame Gesprächsrunde, die sogenannte „Quartiersrunde“ ins Leben gerufen, in der verschiedene Fachleute und die Stadtverwaltung zusammenarbeiten. Diese Runde soll besonders bei Themen wie Beteiligung und Sicherheit helfen.
Juli - Der Sampel-Dialog
Der erste „Sampel-Dialog“ fand im Juli 2023 rund um den Spielplatz am Römerfeld 5 statt. An verschiedenen Stationen konnten die Menschen ihre Ideen und Vorschläge zur Entwicklung des Quartiers einbringen und sich umfassend informieren.
2024
Ab Februar - Werkstattphase
Im Februar und März 2024 wurde eine „Werkstattreihe“ in der Krautgartenschule durchgeführt. Dort konnten die Bewohnerinnen und Bewohner zusammen mit Expertinnen und Experten über die Themen Freiraum, Energie und Mobilität sprechen und mitgestalten.
September - Der Sampel-Dialog
Im September wurde der zweite „Sampel-Dialog“ als Pop up-Café vor der ehemaligen Bäckerei am Teufelssprung veranstaltet, um die Ergebnisse aus der Werkstattphase vorzustellen. Zudem wurde erklärt, wie die eingebrachten Vorschläge und Anregungen in den Rahmenplan einfließen.
2025
Fortsetzung Rahmenplanung und Dialogprozess
Die Rahmenplanung für den Sampel wird 2025 weiter fortgesetzt. Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind weitere Veranstaltungen des Sampel-Dialogs geplant.