Pauline Friederike Marie Herzogin zu Nassau, geb. Prinzessin von Württemberg
Pauline Friederike Marie Herzogin zu Nassau, geb. Prinzessin von Württemberg
geboren: 25.02.1810 in Stuttgart
gestorben: 07.07.1856 in Wiesbaden
Artikel
Pauline war eine Tochter von Prinzessin Katharine Charlotte von Sachsen-Altenburg und Prinz Paul Karl Friedrich August von Württemberg. Nach ihrer Eheschließung mit dem verwitweten Herzog Wilhelm zu Nassau am 23.04.1829 wurde Pauline Landesfürstin. Vor ihrer Ankunft in Wiesbaden hatte der Herzog das Schloss Biebrich ihren Wünschen gemäß umbauen lassen. Pauline hatte drei eigene Kinder und vier Stiefkinder. Als Herzog Wilhelm 1839 verstarb, trat der 22-jährige unverheiratete Prinz Adolph seine Nachfolge nach. Pauline erfüllte weiterhin die Aufgaben einer Landesfürstin und zog mit ihren drei kleinen Kindern in das ehemalige Heersche Haus, Rheinstraße 21. 1845 wurde ihr Palais, das Paulinenschlösschen, fertiggestellt. Hier entwickelte sich in den folgenden Jahren ein glanzvoller Treffpunkt der höheren Gesellschaft. Das sehr enge, freundschaftliche Verhältnis zwischen ihr und Herzog Adolph wurde in Hofkreisen immer wieder als störend empfunden. So arrangierte sie u. a. die Ehe des Herzogs mit ihrer Nichte, der russischen Prinzessin Elisabeth Herzogin zu Nassau.
Im Revolutionsjahr 1848 hielt sich Herzog Adolph in Berlin auf. In Wiesbaden schürte seine Abwesenheit Gerüchte, er wolle heimlich Militär von außen kommen lassen. Pauline und ihre Kinder befanden sich am 4.3.1848 im von 30.000 bis 40.000 Menschen umtobten Stadtschloss. Um größere Ausschreitungen abzuwenden, erkannte Staatsminister Emil August von Dungern die Forderungen der Nassauer Bevölkerung an. Pauline und ihr Sohn Prinz Nikolaus Wilhelm schlossen sich dem an und stellten sich als Bürgen zur Verfügung. Noch am selben Tag ließ Pauline 2.000 fl. an arme Nassauer verteilen.
Sie kümmerte sich zeitlebens um eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse, richtete für Einzelpersonen Renten ein oder gab finanzielle Unterstützung auf Zeit für in Not geratene Familien. Sie wünschte als Geldgeberin unerkannt zu bleiben. Auch vergab sie Arbeiten an ungelernte und unbemittelte Frauen, unterstützte die Arbeits- und die Suppenanstalt des Wiesbadener Frauenvereins, die Kinderbewahranstalt des Jungfrauenvereins und weitere sozial tätige Frauenvereine. Sie förderte die Entstehung des evangelischen Rettungshauses für verwahrloste Kinder, informierte sich über den neuen Frauenberuf der Diakonissen und sorgte im Kontakt mit Katharina Fliedner noch kurz vor ihrem Tod für die Grundlage der nach ihr benannten Paulinen-Stiftung.
Ihrem Wunsch entsprechend, bei ihrem Volke begraben zu sein, wurde sie auf dem heutigen Alten Friedhof bestattet und nicht in der Familiengruft der Nassauer Fürsten. Die parallel zur Wilhelmstraße und dem Warmen Damm verlaufende Straße wurde nach ihrem Tod Paulinenstraße genannt.
Literatur
Blisch, Bernd: Auf den Spuren von Pauline von Nassau 1810–1856. Projektbüro Stadtmuseum. Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden (Hrsg.), Wiesbaden 2010.
Klein, Beatrixe: Sieben Frauen – Sieben Leben – Sieben Geschichten, Wiesbaden 2005.