Sprungmarken

Ibell, Karl (auch Carl) Bernhard von

Ibell, Karl (auch Carl) Bernhard von

Oberbürgermeister

geboren: 08.07.1847 in Bad Ems

gestorben: 22.11.1924 in Wiesbaden


Artikel

Ibell war der Sohn des Emser Badearztes Rudolf von Ibell und ein Enkel des nassauischen Regierungspräsidenten Karl Friedrich Emil von Ibell. Er studierte Jura in München und Berlin, nahm am Krieg von 1870/71 teil und promovierte 1878 in Jena. 1878–83 arbeitete er als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main. Er wurde 1883 von Seiten der Nationalliberalen für die Wahl des Wiesbadener Bürgermeisters benannt. Der Wahlkampf war geprägt durch den Gegensatz zwischen der alteingesessenen, gewerbetreibenden Bürgerschaft und den zugezogenen wohlhabenden Rentiers und Pensionären, als deren Kandidat Ibell galt. 1883 wurde er 1. Bürgermeister und erhielt 1886 den Titel Oberbürgermeister. Ibell war bis 1913 im Amt. Er gehörte dem Provinzial- und Nassauischen Kommunallandtag sowie dem preußischen Herrenhaus an. Ibell war Mitglied der Wiesbadener Casino-Gesellschaft.

Unter seiner Führung erlebte die Stadt ihre »Glanzzeit« als internationale Weltkurstadt mit regelmäßigen Kaiserbesuchen. Es entstanden Repräsentationsbauten wie das neue Rathaus 1887, die Kochbrunnen-Trinkhallen 1888, das neue Theater 1894, das neue Kurhaus 1907, das Kaiser-Friedrich-Bad 1913, aber auch moderne Versorgungseinrichtungen wie der Schlachthof 1884, die Kanalisation 1886, die Gasanstalt 1891, das Elektrizitätswerk, der Hauptbahnhof 1906 und sieben Schulen. 1899 begann die Stadt mit Planungen zu Neubauten für Bibliothek und Museum, die Landesbibliothek wurde noch unter Ibell fertig. Ibell und sein Magistrat betrieben eine Politik, die reiche Rentiers steuerlich begünstigte, um sie nach Wiesbaden zu locken, und Gewerbetreibende und sozial Schwächere etwa durch vergleichsweise hohe Preise für Versorgungsleistungen belastete. Die Eingemeindung der Vororte förderte er nicht, da sie Wiesbaden zur Industriestadt gemacht und möglicherweise die politischen Mehrheitsverhältnisse verschoben hätte.

Ibell galt als privat bescheiden, vom preußischen Arbeitsethos geprägt und als geschickt in Verwaltung und Diplomatie. Er trat auch dem Kaiser als selbstbewusster Bürger gegenüber. 1913 ließ er sich in den Ruhestand versetzen. Im Jahr zuvor war er zum Ehrenbürger ernannt worden. Er wurde in einem Ehrengrab im Eingangsbereich des Nordfriedhofs bestattet. In Wiesbaden ist eine Straße nach dem langjährigen Oberbürgermeister benannt.

Literatur

Fuhr, Günter: Carl Bernhard von Ibell. In: Schmidtvon Rhein, Casinogesellschaft [S. 176–179].

Weichel, Thomas: Die Bürger von Wiesbaden. Von der Landstadt zur »Weltkurstadt« 1780–1914, München 1997.

Karl Bernhard von Ibell, um 1900 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-3237, Urheber: Karl Schipper
1 / 1