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Weltkurstadt

Artikel

1831 konstatierte der Badearzt Dr. August Heinrich Peez in der zweiten Auflage seiner Monografie »Wiesbaden und seine Heilquellen«, Wiesbaden werde »unter allen bekannten Kurorten der Erde (…) am meisten besucht«, die Kurgäste würden »aus allen Gegenden der Welt« herbeiströmen. 20 Jahre später pries ein namentlich nicht genannter Autor in einem Städteporträt von Wiesbaden in der Leipziger Illustrirten Zeitung die Kenntnis von der heilenden Wirkung der Thermalquellen »als … durch die Welt verbreitet«.

Nun lag die Vokabel von der Weltkurstadt gewissermaßen in der Luft. Eigentlicher Schöpfer des Begriffs ist der Journalist Robert Haas. In einer kleinen Schrift über Schlangenbad, erschienen 1852 in Darmstadt, geht er auch auf die nur eine Stunde entfernte »Weltcurstadt« Wiesbaden ein; zwei Jahre später verwendete er den Terminus in seinem seit 1854 erscheinenden Wiesbadener »Curcalender«. 1858 griff Ferdinand Hey’l die Bezeichnung in seinen humoristisch-satyrischen Streiflichtern auf; es ist allerdings auffällig, dass er sie in dem seit 1866 von ihm herausgegebenen Wiesbadener Fremdenführer nicht verwendet.

In offiziellen städtischen Publikationen sucht man den Begriff Weltkurstadt noch längere Zeit vergeblich; der vom städtischen Verkehrsbüro herausgegebene Kurprospekt spricht noch 1903 nur von der Kurstadt. Das ändert sich erst seit etwa 1907: Jetzt ist vom »Weltkurort« und im Jahr darauf auch von der »Weltkurstadt« die Rede. Auch der spätere Kurdirektor Hermann Rauch nannte seine seit 1911 publizierte »Monatsschrift für Kur- und Fremdenwesen« im Haupttitel »Die Weltkurstadt«. In den folgenden Jahrzehnten verbreitete sich der Terminus weiter, bis er Anfang der 1960er-Jahre letztmals von städtischer Seite für Werbezwecke benutzt wird.

Literatur

Czysz, Walter: Vom Römerbad zur Weltkurstadt, Geschichte der Wiesbadener heißen Quellen und Bäder, Wiesbaden 2000 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 7).