Hey’l, Ferdinand (eig. Heyl)
Hey'l, Ferdinand (eig. Heyl)
Schauspieler, Kurdirektor
geboren: 07.10.1830 in Koblenz
gestorben: 21.08.1897 in Wiesbaden
Artikel
Hey’l debütierte als Schauspieler in Magdeburg, es folgten Engagements in Braunschweig und Danzig. 1856–72 spielte er am Hoftheater in Wiesbaden. 1866 verfasste er die Schrift »Wiesbaden und seine Kurinteressen« und wurde daraufhin am 01.03.1870 Leiter des städtischen Kurbüros. 1873 ernannte man ihn zum Kurdirektor.
Davor war er schon mehrfach publizistisch für die Belange der Stadt und der Region eingetreten. Mit den »Humoristisch-Satyrischen Streiflichtern aus der Welt-Cur-Stadt Wie’s-Baden. Ein Wegweiser für Einheimische und Fremde« und dem »Humoristischen Erinnerungsblatt an das dritte mittelrheinische Musikfest zu Wiesbaden«, beide erschienen 1858, trug er zum Ruf der Weltkurstadt bei. Hey‘ls über 200 Seiten starker Fremdenführer »Wiesbaden und seine Umgebungen« erschien in zahlreichen immer wieder neu bearbeiteten Auflagen ab 1860 bis in die 1930er-Jahre, auch in Englisch (1871) und Französisch (1870). Seine 1871 verfassten »Vorschläge für den Betrieb der städtischen Cur-Verwaltung« sorgten als internes Gutachten für wichtige Impulse.
Hey’l gehörte zu den Initiatoren des am 28.09.1883 eingeweihten Nationaldenkmals auf dem Niederwald bei Rüdesheim, für das er am 13.04.1871 in einem Aufsatz im »Rheinischen Kurier« warb. Es folgte die Gründung eines Ausschusses in Wiesbaden, in dem er sich zusammen mit den Dichtern Rittershaus, Scherenberg und Ferdinand Freiligrath für den Niederwald als Platz eines zu schaffenden Nationaldenkmals einsetzte. Der preußische Regierungspräsident in Wiesbaden, Botho Graf zu Eulenburg, griff diesen Gedanken auf, verständigte sich mit Reichskanzler Bismarck und Kaiser Wilhelm I. darüber und gründete am 29.09.1871 ein Denkmals-Komitee, dem städtische Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie aus den umliegenden kleineren Städten angehörten. Die Stadt Rüdesheim ernannte Hey‘l am 13.04.1896 zum Ehrenbürger und benannte eine Straße nach ihm.
Hey‘l gilt auch als der geistige Vater des Wiesbadener Karnevals und der Gesellschaft »Sprudel«. Er war ein beliebter Büttenredner und stand bis 1890 dem Sprudelpräsidium vor.
Als Kurdirektor förderte Hey‘l den Bau des neuen Kurhauses. 1891 legte er erstmals, beeindruckt vom Kursaal in Scheveningen, eine Empfehlung für einen Kurhausneubau vor und ließ von dem Wiesbadener Architekten Alfred Schellenberg Grundrisspläne entwerfen. Neben der großzügigen Gestaltung des Konzertsaals, der Gastronomie sowie der Wirtschafts- und Verwaltungsräume enthielten sie als Novum eine große Zahl von Gesellschaftsräumen, deren Vermietung zur Steigerung der Jahreseinnahmen auf 100.000 Mark beitragen sollte. Hey‘l unterstützte in diesem Sinne auch Felix Genzmers Denkschrift über die »bauliche Um- oder Neugestaltung des Kurhauses zu Wiesbaden« vom März 1895.
Im Aufruf für ein Ferdinand-Hey’l-Denkmal vom April 1898 heißt es: »Durch Ferdinand Hey’l wurde vermöge seines eifrigen und rastlosen Strebens, seiner für das Kur- und Badeleben prädestinierten speziellen Befähigung, überhaupt das Muster des deutschen Kurdirektors geschaffen …« (Rhein. Kurier 02.04.1898, Morgenausgabe).
Hey’l war Träger zahlreicher Orden und Auszeichnungen. Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof. Das Grabmal schuf Bildhauer Hugo Berwald (1863–1937). In Wiesbaden ist der Ferdinand-Hey’l-Weg nach ihm benannt.
Literatur
Baumgart-Buttersack, Gretel: Ferdinand Hey’l: Kurdirektor in Wiesbaden. In: Wiesbadener Leben 1/1987 [S. 27 f.].
Baumgart-Buttersack, Gretel: Schauspieler und Kurdirektor. Die unermüdlichen Aktivitäten für die Stadt von Ferdinand Hey’l. In: Wiesbadener Leben 8/1995, [S. 25].
Engelhard, Rudolf: Das Niederwald-Denkmal, Wiesbaden 1973.
Schabe, Peter: Felix Genzmer – Architekt des Späthistorismus in Wiesbaden. Frühe Schaffensjahre 1881–1903. Wiesbaden 1997 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 62).