Rauch, Carl Hermann

Rauch studierte in Berlin Germanistik und Geschichte und promovierte 1892 mit einer Arbeit über »Lenz und Shakespeare«. Neben seinem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur bei Heinrich Oberländer (1834–1911). Er arbeitete an der Freien Bühne und am Lessing-Theater in Berlin, später in Antwerpen und Brügge. Danach ging Rauch als Schauspielvolontär an das Hoftheater von Meinigen. 1894 übernahm er als Theaterdirektor das Stadttheater von Cottbus. 1895 wechselte er nach Wiesbaden und übernahm eine 1892 entstandene insolvente Privatbühne in der Bahnhofstraße, die er als Residenztheater weiterführte.

Unter seiner Leitung wurde aus dem Operettentheater ein Haus, in dem Werke moderner und zeitgenössischer Autoren gespielt wurden und das – u. a. wegen der Gastspiele populärer Schauspielerinnen und Schauspieler – zu einiger Berühmtheit gelangte. Der große Erfolg veranlasste ihn, 1910 mit seinem Ensemble in einen Theaterneubau in der Luisenstraße 42 zu übersiedeln. 1915 musste Rauch aus wirtschaftlichen Gründen den Spielbetrieb aufgeben.

Nach dem Verkauf seiner Bühne ging Rauch 1919 wieder nach Berlin. Dort wurde er Intendant am Theater des Westens. 1921 wurde er zum Wiesbadener Kurdirektor berufen und kehrte nach Wiesbaden zurück. Dieses Amt bekleidete er bis zu seiner Pensionierung 1933. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Rauch noch einmal für zwei Jahre die Aufgaben des Kurdirektors.

1947 zog er sich endgültig ins Privatleben zurück, nachdem er von den Amerikanern die Freigabe des Opernhauses (Großes Haus des Staatstheaters) erwirkt hatte. Rauch engagierte sich ehrenamtlich u. a. als Senior des Deutschen Bädervereins und Ehrenmitglied des Rotary-Clubs.

Das Erbe der Mattiaca. Persönlichkeiten der Stadtgeschichte Wiesbadens. Hrsg.: Gesellschaft zur Pflege von Dialekt und Stadtgeschichte Wiesbadens Mattiaca, Wiesbaden 1992 [S. 181 ff.].

Fischer-Dyck, Marianne: Geschichten aus dem Alten Wiesbaden. In: Wiesbadener Leben 9/1985 [S. 32 f.].

Mischewski, Günter: Ein vergessener Kulturpapst, Carl Herman Rauch. In: Wiesbaden international 4/1984 [S. 22 f.].