Hygieia-Gruppe
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Der Wiesbadener Bildhauer Karl Hoffmann (1816–1872), Sohn des Glasermeisters und Wirtes des »Europäischen Hofs«, Philipp Christian Hoffmann, schuf die Marmorgruppe der griechischen Göttin Hygieia mit zwei Kindern. Die Göttin reicht einem rechts neben ihr in Tücher gehüllten kranken Kind die Schale der Genesung, links erhebt ein kräftiger Knabe freudig die Hand zum Abschiedsgruß, nachdem er als Dank für die Genesung der Göttin einen Blumenkranz in den Schoß gelegt hat.
Bereits vor Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Badwirte in Wiesbaden die Initiative ergriffen, die Heilung spendenden heißen Quellen der Stadt in Form eines Kunstwerks darzustellen. Diese Idee sollte verkörpert werden durch ein Denkmal der Hygieia, der Göttin der Gesundheit und Schutzpatronin der Apotheker, die zudem Tochter des Asklepios, des Gottes der Heilkunst, war.
Laut Vertrag sollte Hoffmann gegen eine Vergütung von 3.000 fl innerhalb von zwei Jahren das Denkmal aus Carraramarmor schaffen. Er begann seine Arbeiten während eines Romaufenthaltes in den Jahren 1842–45. Später verlegte er sein Atelier nach Köln, wo er die Hygieia vollenden wollte. Die revolutionären Ereignisse von 1848/49 verzögerten die Arbeiten. Da aus der künstlerischen Idee der Schaffung einer einzelnen Figur der Hygieia eine Figurengruppe geworden war, stiegen die Kosten auf 6.600 fl.
Das Denkmal sollte einen Platz in unmittelbarer Nähe des Kochbrunnens finden, was jedoch nach einem Gutachten des Chemikers Carl Remigius Fresenius wegen der Gefahr der Zersetzung des Marmors durch die kohlensauren Dämpfe des Kochbrunnens nicht ratsam war. Die Kosten für die Aufstellung des Denkmals – der vorgesehene Termin war der 24.06.1850, der Geburtstag Herzog Adolphs zu Nassau – wurden teilweise von den Badwirten übernommen, die die Erlaubnis erhielten, eine »Denkmalkollekte« zu erheben. Weitere 100 fl. stellte die Stadtverwaltung zur Verfügung. Die nassauische Regierung intervenierte jedoch und verlangte die Bereitstellung von mindestens 400 fl., um der Feierlichkeit einen würdigen Rahmen zu geben. Daraufhin beschlossen die Stadtväter die Enthüllung des ersten Wiesbadener Denkmals am 08.08.1850 ohne den Segen des Hofes, der sich brüskiert zeigte. Schon drei Jahre später wurde das Denkmal an den Kranzplatz versetzt, mit der Begründung, dass es am Kochbrunnenplatz ein Verkehrshindernis sei.
Ende des 19. Jahrhunderts verschwand es auch von dort und verblieb einige Jahrzehnte im Museum Wiesbaden. Erst 1937 wurde die Hygieia-Gruppe bei der Neugestaltung der Brunnenkolonnade in einer Nische wieder aufgestellt, wo sie sich bis heute befindet.
Literatur
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Buchholz, Horst
Wiesbadener Denkmäler, Wiesbaden 2004. [S. 23-28].