Kranzplatz
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Mit Kranzplatz wird heute allgemein der Stadtplatz bezeichnet, der sich am Ende der inneren Stadtachse Kirchgasse/Langgasse und ihrer Verlängerung erstreckt. Hervorgegangen ist der Kranzplatz aus dem mittelalterlichen Rindsfußplatz, der seinen Namen nach einem Badhaus trug. Dieser schloss bis 1888 in Höhe des Hotels Schwarzer Bock die Langgasse ab. Hier befand sich in längsovaler Anordnung eine Bepflanzung mit Bäumen, für die sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts der Name »Crantz« einbürgerte.
Noch um 1900 bestand zwischen dem damaligen, seit Mitte der 1850er-Jahre mit einem Standbild der Hygieia geschmückten kleinen Kranzplatz und dem als Kochbrunnenplatz bezeichneten Bereich um die stärkste und wichtigste heiße Quelle Wiesbadens nur eine schmale Straßenverbindung. Die Freiflächen waren durch den Vorgängerbau des Hotels Rose getrennt, das quer zwischen beiden Plätzen stand. Dieses Gebäude wurde ebenso wie der schräg dahinter liegende Europäische Hof im Zusammenhang mit dem Neubau des Grandhotels Rose 1896–1902 und der Neugestaltung der Anlagen auf dem Kochbrunnenplatz abgebrochen, wie auch die auf der anderen Straßenseite gelegenen Hotels Weißer Schwan und Engel 1903–05 dem Neubau des Palasthotels weichen mussten. Dadurch konnte der Straßenzug ausgeweitet werden, die städtebauliche Zäsur zwischen Kranzplatz und Kochbrunnenplatz konnte entfallen.
Zu der großzügigen Freifläche, die als Kranzplatz heute der Stadtbevölkerung und ihren Gästen zur Verfügung steht, hat sich der Platz erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt, die heutige Ausdehnung erhielt er nach 1945. Eine wichtige Aufwertung als zentraler Standort der hessischen Landespolitik erfuhr der Platz 2004 mit der Einweihung der Hessischen Staatskanzlei im ehemaligen Hotel Rose. Durch seine ansprechende Gestaltung gehören der Kranzplatz sowie der mit ihm synonym gebrauchte Kochbrunnenplatz und damit das für die Entwicklungsgeschichte der Stadt über Jahrhunderte wichtigste Kerngebiet zu den attraktivsten Bereichen Wiesbadens. Das zeigt auch das Kranzplatzfest, das sich seit 1981 aus einem Flohmarkt zu einem der populärsten Open-Air-Feste der Stadt entwickelt hat und jedes Jahr um Himmelfahrt fünf Tage lang Tausende zumeist junge Menschen in seinen Bann zieht.
Literatur
Jordan, Jörg: Im Schatten Napoleons. Staatsaufbau in Nassau und Stadtentwicklung in Wiesbaden, Regensburg 2014 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 13) [S. 253–257].