Flindt, Wilhelm
Flindt, Wilhlem
Kanzleirat
geboren: 09.04.1819 in Diez
gestorben: 06.09.1909 in Katzenelnbogen
Artikel
Flindt, der seit 1820 in Wiesbaden lebte, besuchte die Elementarschule und das Pädagogium. Zum Studium reichten die Mittel des Vaters nicht aus. Daher arbeitete er seit 1834 in der Kanzlei der nassauischen Landesregierung als Diurnist (Verwaltungs-Tagelöhner), später als Kanzlist und Ministerialkanzlist. 1839 wurde er Schreiblehrer der Kinder des Herzogs Wilhelm zu Nassau.
Einen Tag vor der großen Volksversammlung auf dem Schlossplatz in Wiesbaden am 04.03.1848 wurde Flindt von Staatsminister Emil August Freiherr von Dungern nach Koblenz zum kommandierenden General beordert, um den damals in Berlin weilenden Adolph Herzog zu Nassau telegrafisch zur Rückkehr nach Wiesbaden zu veranlassen.
Als Sekretär begleitete Flindt Maximilian von Gagern auf seiner Reise an die Höfe in Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart, München und Berlin. Ihr Anliegen war, die deutschen Fürstenhöfe dafür zu gewinnen, Preußen die deutsche Krone zu übertragen, die Friedrich Wilhelm IV. aber ablehnte. Es gelang jedoch, Vertrauensmänner an den deutschen Bundestag zu entsenden und die Vorbereitungen zur ersten deutschen Nationalversammlung sowie die Ausarbeitung der dieser Versammlung vorzulegenden Reichsverfassung zu veranlassen. Als Sekretär von Gagerns, der Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und der Nationalversammlung war, wurde Flindt bei ihrer Eröffnung ihr Präsidialsekretär. Nach ihrer Auflösung ging er mit von Gagern 1850 nach Erfurt.
1851 wurde Flindt an das Appellationsgericht in Wiesbaden versetzt und dort 1864 Hofgerichtsregistrator. Beim Übergang der nassauischen Justiz in preußische Verwaltung wurde er 1867 Obergerichtssekretär und 1874 Kanzleirat. 1880 trat er nach 47-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. Flindt übernahm danach bis 1891 den Posten des Sekretärs, später des Syndikus der Wiesbadener Industrie-und Handelskammer. 1891 wurde er zum Stadtverordneten gewählt.
Flindt war mit der Wiesbadener Hofschauspielerin Elise Seyler vermählt. Er engagierte sich sehr für das Theater und trat unermüdlich für einen Theaterneubau, später für die Schaffung des Kaiser-Friedrich-Denkmals und des Schiller-Denkmals ein. Er war von liberaler Gesinnung und bekannte sich bis ins hohe Alter zu seiner politischen Vergangenheit. Flindt wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt.
Literatur
Herrmann, Albert: Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen, Wiesbaden 1928.
Der Lebenslauf Flindts. In: Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt./Nr. 428/1409.