Bergbau
Artikel
Tongewinnung gab es nach Wiesbadener Keramikfunden seit der Jungsteinzeit ca. 5000 v. Chr. bis ins 20. Jahrhundert. In Dotzheim erinnert die Straße „An der Aulenkaut“, d.h. an der Tongrube, daran. Von den neun zur Gewinnung keramischer und feuerfester Tone 1857 bis 1866 verliehenen Bergwerksfeldern lagen fünf in Dotzheim, drei in Schierstein und eines in Naurod. Abgebaut wurde tertiärer Ton mehr im Tagebau als im Tiefbau an allen drei Standorten.
Der Fund silberhaltigen Kupfererzes in alten Pingen, d.h. durch Verbruch alter Grubenbaue entstandenen trichterförmigen Vertiefungen südlich Naurod im ehemals „Römerstein“ genannten Distrikt, ließ vermuten, dies sei das von Tacitus erwähnte, im Gebiet der Mattiaker angelegte römische Silberbergwerk (Ann. XI 20). Nach Verleihung 1773 wurden die versprengt im paläozoischen Grünschiefer auftretenden Kupfererze mit Schacht und Stollen neu aufgeschlossen und bis 1788 abgebaut. 1844 wurde die z. T. verbrochene Grube wieder zugänglich gemacht, aber erst 1853 unter dem Namen „Krämerstein“ zur Gewinnung von Kupfererz und Schwerspat neu verliehen. Ohne römische Funde und erneute Förderung schloss sie 1859 endgültig. Eine 1706 auf Kupfererz in Frauenstein erteilte Verleihung führte ebenso wenig zum Abbau wie das Schürfen nach Kupfer und anderen Metallen 1772 bis 1776 bei Breckenheim.
Alte Pingen an der Platte zeugen vom Abbau manganhaltigen Brauneisensteins 1686 bis 1751 zur Versorgung einer Eisenhütte in Hahn. Das 1866 neu verliehene und 1868 erweiterte Eisen- und Manganerzfeld „Platte“ diente zusammen mit dem südlich benachbarten Eisenerzfeld „Neuerfund“ und dem nordwestlich benachbarten Eisen- und Manganerzfeld „Augustenberg“ 1875 bis 1889 der Auffahrung des heute noch zur Trinkwassergewinnung genutzten 2,9 km langen Münzbergstollens (Trinkwasserstollen).
Von neun Bergwerksverleihungen bei Frauenstein wurden fünf ohne nachhaltigen Erfolg untersucht, nur im Manganerzbergwerk „Marienshoffnung“ nordöstlich Frauenstein wurde 1887/88 Braunstein abgebaut. Von sieben Bergwerksfeldern bei Sonnenberg und Heßloch wurden drei näher untersucht, im Eisenerzbergwerk „Lindenthal“ südwestlich Heßloch kam es 1873 zum Abbau von Brauneisenstein. Von sechs Bergwerksfeldern bei Auringen standen vier nur in Untersuchung, während die Eisenerzgruben „Kronstein“ und „Greifenstein“ östlich Auringen 1873 Brauneisenstein förderten. Das westlich benachbarte Eisenerzbergwerk „Bornberg“ erreichte das Abbaustadium nicht, wurde aber 1938/39 mit Bohrungen nochmals vergeblich untersucht. Von acht Bergwerksfeldern bei Naurod wurde nur eines näher untersucht, im Eisenerzbergwerk „Stolzenfels“ nordwestlich Naurod wurden dagegen seit 1859 Aufschlussarbeiten mit Schächten und Stollen durchgeführt, die 1870 bis 1875 eine Brauneisensteinförderung ermöglichten und erst 1899 endeten. In tertiären Tonen, Sanden und Kiesen vorkommende Brauneisen- und Eisenspatvererzungen bei Breckenheim haben zu sieben Bergwerksverleihungen geführt. Von ihnen förderten nur das den östlichen Stadtrand berührende Eisenerzbergwerk „Wallstein“ 1842 bis 1847 und das Eisenerzbergwerk „Kraft“ nördlich Breckenheim 1861 bis 1869 zeitweise.
1872 nordwestlich Breckenheim in paläozoischem Graphitschiefer und 1889 in der Wiesbadener Saalgasse im Serizitgneis gefundener Schwefelkies hatten Bergwerksverleihungen zur Folge. Zur Gewinnung kam es nicht, weil die abnehmerseitig geforderten 40% Schwefelkies im Fördergut nicht erreicht wurden.
Bei Igstadt und Nordenstadt hat man 1883 in 7 bis 8 m Tiefe tertiäre Braunkohle erbohrt. Darauf wurden vier Bergwerksverleihungen erteilt, die jedoch wegen der geringen Flözmächtigkeit von nur 0,4 m nie genutzt wurden.
Auf Quarzgängen bei Kloppenheim und Igstadt wurden bei Schürfarbeiten 1897 Spuren von Gold gefunden, die zu zwei Bergwerksverleihungen führten. Im Feld „Gottvertrauen-Igstadt“ wurden nördlich Igstadt Schächte geteuft und Untersuchungsstrecken aufgefahren, die zeigten, dass ein Abbau nicht lohnt.
1936 wurde eine Konzession für die Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl im westlichen Teil des nördlichen Oberrheingrabens erteilt, die bis in die südöstlichen Stadtteile Wiesbadens hineinreichte. Die im Hessischen Ried bis 1994 Erdölförderung ermöglichende Konzession hatte für Wiesbaden keine Bedeutung.
Während die meisten Bergbauberechtigungen nach Inkrafttreten des Bundesberggesetzes 1982 der Bergbehörde nicht angezeigt wurden und nach Ablauf der gesetzlichen Frist erloschen sind, bestehen dagegen aufgrund neueren Bergrechts Erlaubnisse zur Aufsuchung weiterer bergfreier Bodenschätze. Die Erlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen „Groß-Gerau“ erstreckt sich bis nach Delkenheim. Die Erlaubnisse zur Aufsuchung von Erdwärme „Wiesbaden“, „Südtaunus“, „Rhein-Main“ und „Groß-Gerau“ umfassen fast das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme von Naurod und des Stadtrandes westlich davon nördlich Rambach. Aus den bereits durchgeführten bis 5 km Tiefe reichenden seismischen Untergrundmessungen wird sich ergeben, wo Bohrungen nach Erdwärme erfolgversprechend sind. Da beim Erbohren von Erdwärme Salzwasser anfällt, gibt es für die vorgenannten Erlaubnisfelder auch Aufsuchungserlaubnisse für Sole.
Die Übersicht zeigt, dass Wiesbaden über eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenschätze verfügt, von denen aber nur Ton, Kupfer, Schwerspat, Eisen, Mangan und Dachschiefer zeitweise in beschränktem Umfang über die Lagerstättenuntersuchung hinaus zum Abbau im Tief- oder Tagebau gelangten.
Literatur
-
Königliches Oberbergamt Bonn (Hrsg.)
Beschreibung der Bergreviere Wiesbaden und Diez, Bonn 1893.
-
Hessische Bergbehörde (Hrsg.)
Berechtsamsakten der im heutigen Gebiet der Stadt Wiesbaden verliehenen Bergwerke, Wiesbaden 2010.
-
Anderle, Hans-Jürgen und Kirnbauer, Thomas
Geologie von Naurod im Taunus. In : 650 Jahre Naurod: 1346-1996. Nauroder Chronik bis zur Gegenwart, Wolfgang Nickel (Hrsg.), Wiesbaden 1996. (S. 85 - 103)
-
Schade, Hartmut
Wiesbaden und der Bergbau. In: Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 133. Nassauischer Verein für Naturkunde (Hrsg.), Wiesbaden 2012. (S. 89 - 107)