Hornissen
Hornissen sind die größten einheimischen Wespen und mit ihrer imposanten Körpergröße – bis zu drei (Arbeiterinnen) oder sogar vier Zentimetern (Königinnen) – löst ihr Anblick bei vielen Menschen Ängste aus. Hornissen meiden Speisen und Getränke des Menschen und gehen uns in der Regel aus dem Weg.
Hornissen sind strenger geschützt als andere staatenbildende Wespenarten
Hornissen unterliegen dem besonderen Schutz nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchVO) und dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Die Tiere dürfen nicht gefangen oder getötet und ihre Nester weder beschädigt noch entnommen werden. Verstöße gegen das Artenschutzrecht können erhebliche Bußgelder nach sich ziehen.
Wozu sind Hornissen gut?
In Anfragen wird immer wieder die Frage nach der Existenzberechtigung von Tieren gestellt. Tiere, die nicht offenkundig nützlich oder zumindest niedlich sind, dann haben sie es häufig schwer in der Wahrnehmung des Menschen eine Daseinsberechtigung zu finden. Die Natur schafft jedoch nie „sinnlose Komponenten“. Für die Biodiversität ist jede Tier- und Pflanzenart als ein Puzzlestein des Lebens von Bedeutung.
Hornissen sind Jäger und regulieren die Bestände anderer Tiere, die teilweise auch dem Menschen lästig oder gar schädlich werden. Pro Tag verfüttert ein stärkeres Hornissenvolk rund 500 Gramm Fliegen, Mücken, Nachtfalter, Wespen, Forstschädlinge und weitere Insekten an seine Brut. Diese Futtermenge entspricht in etwa dem Bedarf von fünf Meisenfamilien.
Schon wenige Stiche von Hornissen können dem Menschen gefährlich werden – Fakt oder Fake?
Die Stichbereitschaft einer einzelnen Hornisse ist mit der einer Hummel vergleichbar. Trotz verstärkter Aufklärungsarbeit hält sich noch immer das Gerücht, dass Hornissenstiche den Menschen bedrohen. Tatsächlich ist der Stich von Hornissen nicht giftiger als der von anderen Wespenarten und um das drei- bis vierfache weniger giftig als der von Honigbienen. Hornissenstiche sind allerdings schmerzhafter. Das liegt am längeren und dickeren Stachel der Hornisse gegenüber anderen Wespen und Bienen. Auch enthält die Giftblase neben dem Gift noch eine recht hohe Konzentration der schmerzerzeugenden Substanz Acetylcholin.
In fragwürdigen Experimenten wurden Nagetiere dem Gift von Hornissen ausgesetzt. Hierbei überstand eine junge Ratte die Einwirkung von 60 Stichen ohne bleibende Schäden zu erleiden. In einem anderen Experiment ließ man eine 25 Gramm leichte Maus von sechs Hornissen stechen. Auch diese überlebte das Ereignis ohne bleibende Schäden.
Stiche können lebensbedrohlich sein, wenn sie im Rachen erfolgen oder wenn die gestochene Person unter einer schwerwiegenden Insektenallergie leidet. Für diesen Personenkreis läge die gleiche Gefahrenlage wie bei einem Bienen- oder Wespenstich vor.
Die statistische Gefahr überhaupt von einer Hornisse gestochen zu werden ist jedoch gering.
Wie kann man das Zusammenleben entspannt gestalten?
Hornissen sind friedliche Untermieter. Sie flüchten bei Bedrohung und stechen nur, wenn sie eingequetscht oder im unmittelbaren Nestbereich beunruhigt werden. Diese „sensible Zone“ befindet sich in einem Umkreis von einem bis vier Metern um das Nest herum. Je mehr Tiere sich in einem Nest befinden, desto eher ist der Staat zur Verteidigung bereit.
In Nestnähe sollte man sich nicht in der Flugbahn zum Nesteingang aufhalten. Auch schnelle Bewegungen können die Tiere in Alarmbereitschaft versetzen. Gleiches gilt für Berührungen am Nesteingang und Erschütterungen des Nestes oder Vibrationen/Abgase in seiner Nähe (z.B. durch einen Benzinrasenmäher). Wenn man sich einem Nest langsam von der Seite annähert kann man dem emsigen Treiben der Tiere in der Regel zuschauen ohne als Gefahr wahrgenommen zu werden. Am Eingang des Nestes sitzen immer einige Wächterinnen. Es kann sein, dass diese einen unbekannten Eindringling zur Überprüfung anfliegen um besser abschätzen zu können, ob von diesem eine Gefahr ausgeht.
Hornissen – Untermieterinnen für einen Sommer
Hornissennester sind einjährige Gebilde. Die aktive Phase des Hornissenstaats ab Nestgründung bis zur Auflösung der Staatengemeinschaft erstreckt sich etwa von Mai bis Oktober. Je nach Wetterlage kann sich der Zeitraum noch etwas verschieben.
Am Ende des Jahres sterben bis auf die im Herbst neu geschlüpften Königinnen alle Tiere ab. Die jungen Königinnen unternehmen im Herbst Hochzeitsflüge und gründen nach Ende der Winterruhe aus den befruchteten Eiern in ihrem Körper einen neuen Staat.
Verlassene Nester werden nicht wieder neu bezogen. Alte Nester dürfen daher, nachdem sie vollständig leer sind, ohne Genehmigung entfernt werden.
Alles für den Staat – bei Tag und auch bei Nacht
Befindet sich ein Nest in der Nähe einer Wohnung, dann fliegen nach Einsetzen der Dunkelheit gelegentlich Hornissen in Wohnräume ein. Im Gegensatz zu anderen Wespenarten sind Hornissen nachtaktiv. Insbesondere ältere Arbeiterinnen fliegen noch bei Restlichtmengen, die das menschlichen Auge bereits als absolute Dunkelheit wahrnimmt. Künstliche Lichtquellen wie Lampen oder Fernsehbildschirme ziehen die Tiere dann magisch an. Häufen sich solche Begegnungen in der Wohnung, dann sollte man Fenster nach Einsetzen der Dämmerung nur öffnen, wenn künstliche Lichtquellen ausgeschaltet sind. Mit überschaubarem finanziellem Aufwand lassen sich Fenster mit einem Fliegengitter absichern. Diese Gitter helfen dann nicht nur gegen einfliegende Hornissen, sondern halten auch andere Tiere wie Stechmücken oder Gartenschläfer von Wohnräumen fern.
Wenn Hornissen im Sommer umziehen
Im Gegensatz zu allen anderen Wespenarten ziehen Hornissenstaaten im Sommer gelegentlich nochmal um. Sie tun dies, wenn der gewählte Standort für das Nest doch nicht tauglich ist. Häufig wird ein Anfangsstandort auf Dauer zu klein. Dann beginnen einige Arbeiterinnen nach einer Wohnalternative zu suchen. Ist diese gefunden, wird ein neues Nest angelegt und die am alten Standort befindlichen Tiere ziehen mit der Königin nach und nach um.
Da im Gegensatz zu den Anfangsnestern der Königin bei einem Umzug der Einzug in das Ersatznest mit einer Vielzahl von Tieren gleichzeitig geschieht, wachsen diese Nester sehr schnell. Den Vorgang des Umzuges nennt man Filialbildung.
Hornissennest im Rollladenkasten
Hornissen beginnen ihre Nestbauten immer in einem dunklen Hohlraum. Aus diesem Grund werden von Jungköniginnen bei der Nistplatzsuche gerne Rollladenkästen ausgewählt.
Wenn der Kasten stabil ist und auf den Rollladen verzichtet werden kann, muss das Nest nicht unbedingt entfernt werden.
Ein Hornissennest in einem Rollladenkasten kann zu einem Problem werden.
Hornissen sind wenig vorbildlich, was ihr hygienisches Verhalten betrifft. Sie lassen erhebliche Mengen an Kot und Urin aus dem Hornissennest fallen und entsorgen abgestorbene Larven vor dem „Hauseingang“. Auch im Kasten selbst entstehen Feuchtigkeit und schlechte Gerüche. Ist der Kasten nicht stabil gebaut, kann es passieren, dass die Tiere an Holz- oder Pressspanplatten nagen und irgendwann einen Zugang in den Wohnraum eröffnen.
Daher sollte mit der Unteren Naturschutzbehörde frühzeitig die Möglichkeit einer Umsiedlung besprochen werden.
Je früher Sie sich melden, desto besser. So kann der beste Zeitpunkt für eine Umsiedlung festgelegt werden.
Noch besser ist es, wenn der Bau eines Hornissennestes zu einem sehr frühen Zeitpunkt verhindert werden kann.
Wird im Frühling festgestellt, dass eine einzelne besonders große Hornisse (Königin) immer wieder in einen Rollladenkasten ein- und ausfliegt, kann die Nestgründung dort häufig noch verhindert werden. Hierzu muss der Kasten für das Tier unzugänglich gemacht werden, sobald es aus dem Nest ausgeflogen ist. Dies geschieht alle 20-30 Minuten und es vergeht etwa die gleiche Zeit, bis das Tier zurückkehrt. Wenn die Königin ausgeflogen ist, kann der Rollladen um 1/4 heruntergelassen werden. Anschließend wird der Schlitz des Rollladens von außen mit Küchenkrepp oder alten Tüchern vollständig verschlossen. Es darf keine Möglichkeit mehr bestehen, in den Rollladenkasten zu gelangen. Kommt die Königin zurück, wird sie sich einen Weg zum Rollladenkasten suchen. Wenn Sie gründlich gearbeitet haben, wird sie keinen Erfolg haben. Nach einigen Orientierungsflügen wird sie aufgeben und wegfliegen. Da die Königin auch in den folgenden Tagen versuchen wird, in den Kasten zu gelangen, ist es wichtig, den Schutz für etwa eine Woche aufrechtzuerhalten. Nach dieser Zeit wird sie nicht mehr versuchen, in den Kasten zurückzukehren.
Solange es sich wirklich nur um die Königin handelt, die in das Nest ein- und ausfliegt kann solch eine Vergrämungsmaßnahme eigenständig in die Wege geleitet werden. Das Tier hat die Chance einen neuen Neststandort zu eröffnen.
Ist bereits mehr Flugverkehr am Rollladen festzustellen (mehrere kleinere Hornissen), dann funktioniert diese Art der Vergrämung nicht mehr und ist auch nicht mehr zulässig.
Hatten Sie bereits mehrfach Nester in einem Rollladenkasten (Hornissen oder andere Wespen der Arten, die in Höhlen nisten), dann kann auch eine dauerhaftere Absicherung von Rollläden durch ein Anbringen von Bürsten oder Dichtlippen, die zudem auch die Dämmung von Kästen optimieren, empfehlenswert sein. Unter „Weitere Informationen“ finden Sie Links zu You-Tube-Beiträgen, die die Systeme erklären.
Auch im Fachhandel für Rollläden können Sie sich Beratung und Unterstützung beim Einbau solcher Systeme einholen.
Kontakt
Bienen-, Wespen- und Hornissenschutz - Beratung
Anschrift
65189 Wiesbaden
Postanschrift
65029 Wiesbaden
Anreise
Hinweise zum ÖPNV
Haltestelle Statistisches Bundesamt; Buslinien 16, 22, 27, 28, 37, 45, X26, x72, 262
Telefon
- 0611 313733
- 0611 313957
Angaben zur Barrierefreiheit
- Ein barrierefreier Zugang ist vorhanden
- Das WC ist barrierefrei zu erreichen