Geschichte Nordost - Begehrte Villenviertel im Wandel der Zeit
Im heutigen Stadtteil Wiesbaden-Nordost beginnt die städtebauliche Entwicklung erst im 19. Jahrhundert. Bis dahin gab es nur vereinzelte Gebäude, wie den 1788 erbauten Hof Geisberg.
Grüne Villenviertel
Die planmäßige Bebauung begann 1818 mit der Hangseite der Taunusstraße, die das historische Fünfeck abschloss. In den 1840er Jahren, parallel zum Bau des Paulinenschlösschens, entstanden an der Sonnenberger Straße und der Bierstadter Straße die ersten Villen. Diese Gebiete wurden rasch zur bevorzugten Wohngegend der wohlhabenden Wiesbadener Gesellschaft. Die parkähnlichen Gärten formten das grüne Viertel der Stadt.
Erweiterung und Entwicklung neuer Wohngebiete
Die Stadt wuchs weiter. Ab den 1860er Jahren nahm die Bebauung nordwestlich der Röderstraße Fahrt auf, und auch die Erweiterung in Richtung Geisberg nahm Gestalt an. Nahe der 1847 bis 1855 erbauten russisch-orthodoxen Kirche, auch als griechische Kapelle bekannt, wuchs bis zum Ersten Weltkrieg eine weitere Villenlandschaft. Das Nerotal, das sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Wohngebiet erschloss, wurde zu einem der begehrtesten Viertel Wiesbadens.
Historische Wahrzeichen und Touristenattraktionen
Mit der Eröffnung der Nerobergbahn im Jahr 1888, die den Zugang zum Neroberghotel erleichterte, entwickelte sich eine der bedeutendsten Touristenattraktionen Wiesbadens. Der Neroberg und das 1934 eröffnete Opelbad sind bis heute beliebte Ziele für Menschen aus Wiesbaden und der ganzen Welt.
Vom Festplatz zur Film- und Mediengeschichte
Ein weiterer geschichtlich markanter Ort in Wiesbaden-Nordost ist das Gebiet Unter den Eichen. Als die seit dem Ersten Weltkrieg stationierten alliierten Besatzungstruppen abzogen, fand hier 1930 eine Massenfestspiel zur „Rheinlandbefreiung“ statt. Von 1944 bis 1945 war das Gelände der Sitz eines Außenkommandos des SS-Sonderlagers Hinzert. Heute erinnert die KZ-Gedenkstätte Unter den Eichen an diese düstere Zeit. Nach dem Krieg zog die Film- und Fernsehbranche hier ein. Von 1964 bis 1984 war das ZDF ansässig.
Bauten der Nachkriegszeit und historische Relikte
Nach dem Zweiten Weltkrieg trugen Neubauten wie das 1953 eröffnete Bundeskriminalamt und kleinere Projekte wie das Brockhaus-Verlagsgebäude auf dem Leberberg zur städtebaulichen Weiterentwicklung bei. Das Jagdschloss Platte, erbaut von 1823 bis 1826 und 1945 zerstört, wurde historisch restauriert. Die Ruine ist ein Zeugnis der Stadtgeschichte und dient heute als beliebter Veranstaltungsort. Sie liegt am Rand des Stadtwaldes an der historischen "Platea", einer Straße, die seit jeher den Rhein mit Limburg verbindet.
Historisches Highlight
Das Wiesental des Schwarzbaches wurde 1897/1898 in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt – die Nerotal-Parkanlage.
Die Geschichte Wiesbadens interessiert Sie?
Im Stadtlexikon bekommen Sie spannende Einblicke in unsere Stadtgeschichte.