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Wilhelmj, August Wilhelm

Wilhelmj, August Wilhelm

Jurist, Weinhändler

geboren: 19.06.1813 in Bad Schwalbach

gestorben: 18.11.1910 in Hattenheim


Artikel

Wilhelmj studierte Jura in Göttingen (zusammen mit Bismarck) und in Berlin. Die Juristenlaufbahn begann er als Akzessist (Anwärter für den Gerichts- und Verwaltungsdienst), 1839 in Usingen, dann in Königstein. 1843 heiratete er die Sängerin und Pianistin Charlotte Petry (1820–1903) aus Usingen. 1844–66 war er Prokurator am nassauischen Hof- und Appellationsgericht, zunächst in Usingen, wohin es 1832 wegen des Domänenstreites vorübergehend verlegt worden war, seit 1850 in Wiesbaden, wo er Oberprokurator wurde.

In Usingen wurden seine Söhne Albert (1844–1905) und der spätere »Geigerkönig« August Wilhelmj geboren. Bereits Wilhelmj selbst war ein exzellenter Geigenspieler. Er führte ein offenes Haus für Künstler; mit Richard Wagner hatte er während dessen Biebricher Aufenthaltes 1862 und darüber hinaus regen Kontakt.

Er sammelte Rheingauer Weine und begann damit zu handeln. Er machte Rauenthal und andere nicht an die Staatsweingüter oder Metternich gebundene Lagen allgemein bekannt. Nach seiner Pensionierung betrieb er den Weinhandel professionell. Er eröffnete ein Geschäft in der Wilhelmstraße.

Auf der Pariser Weltausstellung 1867 erhielt er für seine Ausleseweine eine goldene Medaille. Ebenso erfolgreich war er bei der Weltausstellung in Wien 1873 und weiteren Wettbewerben. Er erwarb Weingüter unter anderem in Rauenthal und Hallgarten, die 1890 insgesamt 36,38 ha umfassten. 1872 verlegte Wilhelmj seine Hauptkellerei nach Hattenheim (heute Weingut Georg-Müller-Stiftung). Wilhelmj wurde »Weinkönig« genannt und belieferte den deutschen Kaiser und den Kronprinzen, den Zaren, den Khedive von Ägypten. Viele Kunden verdankte er seinem prominenten Sohn August.

1889 erwarb er Schloss Reichartshausen in Oestrich und ließ dort den Anbau in Form einer künstlichen Ruine errichten.

Wilhelmj wurde auf dem Nordfriedhof begraben.

Literatur

Ott, Ferdinand: Geschichte des Hauses A. Wilhelmj in Wiesbaden und Hattenheim, Wiesbaden 1887.