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Wilhelmj, Emil Daniel Ferdinand Viktor August

Wilhelmj, Emil Daniel Ferdinand Viktor August

Geiger

geboren: 21.09.1845 in Usingen

gestorben: 22.01.1908 in London


Artikel

Der Sohn von August Wilhelm Wilhelmj zog 1850 mit den Eltern von Usingen nach Wiesbaden. Sein erster Lehrer wurde der Konzertmeister Konrad Fischer vom Wiesbadener Hoftheater, dort gab der 10-jährige Wilhelmj sein erstes Konzert als Geiger. 1861 reiste er nach Weimar zu Franz Liszt, der ihn als Schüler an Ferdinand David (1810–73), den Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, vermittelte. Mit David besuchte Wilhelmj 1862 in Biebrich Richard Wagner. 1864 kehrte Wilhelmj nach Wiesbaden zurück und studierte Komposition bei Joachim Raff.

1865–75 führten ihn Konzertreisen durch Deutschland, die Niederlande und Skandinavien sowie nach London. 1875 erwarb er eine Villa in der Biebricher Allee. Bei den ersten Bayreuther Festspielen 1876 wirkte er als Konzertmeister. Die Uraufführung der »Ring«-Tetralogie wurde ein Höhepunkt seiner Karriere.

Sein enger Kontakt zu Wagner führte dazu, dass Wilhelmj 1877 ein Wagner-Festival in seiner Lieblingsstadt London vermittelte. Dort gab es Orchesterkonzerte mit Wagner als Dirigent, die aber kein künstlerischer und finanzieller Erfolg wurden. Wilhelmj brach körperlich und seelisch zusammen; er erholte sich dann in Wiesbaden. 1878–82 unternahm er eine Konzertreise nach Amerika, Australien und Ostasien. Am 18.2.1883 trug Wilhelmj mit weiteren nächsten Freunden die Bahre bei Wagners Beerdigung in Bayreuth.

Seine Villa ließ er 1884 zu einer »Hochschule für Violine« umbauen; dieser Versuch zur Gründung eines Konservatoriums scheiterte jedoch. 1893 übersiedelte er nach London, wo er Professor an der Guildhall Music School wurde. 1903 kam er noch einmal nach Wiesbaden, um bei der Hochzeit seiner Nichte zu spielen.

Wilhelmj wurde mehrfach »deutscher Paganini« oder »Geigerkönig« genannt. Verglichen mit Joseph Joachim galt er als stärkerer Virtuose. Sein Spiel war sehr auf die äußere Wirkung, vor allem mit großen Orchestern und in modernen Konzertsälen, bedacht. Nach seinem Tod wurde er von London nach Wiesbaden überführt und auf dem Nordfriedhof im Wilhelmjschen Familiengrab beigesetzt.

Literatur

Wagner, Ernst: Der Geigerkönig August Wilhelmj, Frankfurt 1928.