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Wiesbadener Leben

Artikel

Die Intention des 1951 begründeten Magazins war es, Wiesbaden als vitales Gebilde mit seiner Geschichte als Kur-, Kongress- und Verwaltungsstadt (einschließlich der Wirtschaftskomponente), auch unter Berücksichtigung seines Beziehungsgeflechts zu Nassau und mit einem Schwerpunkt auf dem facettenreichen Zeitgeschehen darzustellen.

Die Monatsschrift, der ein Veranstaltungskalender sowie Mitteilungen des Kur- und Verkehrsvereins beilagen, bot damit gleichermaßen Information, Wissensvermittlung und Unterhaltung. Einen besonderen Stellenwert nahmen – vor allem seit den 1970er-Jahren unter der Chefredaktion von Kurt Thomas (früherer Leiter der Verlagsgruppe Chmielorz, in der das Wiesbadener Leben erschien) – auch Kunst, Musik und Theater ein. Im Rahmen des kulturellen Sektors erschienen Fortsetzungsreihen mit breit gefächerter Thematik.

So machte sich Carl Emde einen Namen mit seinem »Blick in die Galerien«. Dr. Hans Kloos, als Feuilletonchef vom Wiesbadener Kurier gekommen, leuchtete im »Musischen Spektrum« die Theater-, Opern- und Konzertszene aus. Die »Museumsschätze« wurden von dem Kustos Dr. Günter Kleineberg kommentierend präsentiert. Als ständiger Autor und Chefredakteur thematisierte der Kultur- und Kunstpublizist Dr. Alexander Hildebrand seit Beginn der 1980er-Jahre die Kunst als existenzielle Notwendigkeit. In Kooperation mit dem »Institut für Bildende Kunst«, die dem Wiesbadener Leben ein Forum der Forschung bereitstellte, wurden unter anderem Korrespondenzen von Alexej von Jawlensky erstmals transkribiert und veröffentlicht. Aufsätze über das gesamte schöpferische Spektrum Jawlenskys lieferten Anstöße zu Ausstellungen und Katalogtexten. Aufschlussreich waren in diesem Zusammenhang auch die Lebenserinnerungen des Malers Otto Ritschl, der Jawlensky eine Zeitlang nahe gestanden hatte.

Im Segment der Fortsetzungsreihen erschienen Essays über Goethe, die Brüder Grimm sowie erstmals ein Beitrag über den Central Collecting Point Wiesbaden. Ferner wurden sakrale Bauwerke der Stadt, etwa die Russisch-orthodoxe Kirche der heiligen Elisabeth auf dem Neroberg, die Marktkirche als markante Silhouette oder die Ringkirche mit ihrer Realisierung reformerischer Ideen vorgestellt. Auch an den Jugendstilkünstler Hans Christiansen und den Schriftsteller Alfons Paquet wurde in Reportagen erinnert.

Das bleibende Verdienst des Wiesbadener Leben bestand darin, gegen die Trägheit des Übersehens und gegen das Vergessen angegangen zu sein. Infolge des Rückgangs der Annoncen musste das Journal Ende 1995 eingestellt werden.

Literatur

Hildebrand, Alexander: Das Institut für Bildende Kunst, erscheint demnächst.

Wiesbadener Leben, 1951 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, C10
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