Nerotal-Parkanlagen
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Die ca. 5,7 ha großen Nerotal-Parkanlagen stellen die Verlängerung eines aus dem Taunus in die Stadt hineinreichenden Grünzugs dar, der die Innenstadt mit Frischluft versorgt. Die zuvor als Wiesental des Schwarzbaches landwirtschaftlich und gewerblich genutzte Fläche wurde 1897/1898 in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt.
Der Grundgedanke war die idealtypische Inszenierung von Natur zwischen den großbürgerlichen Villen auf beiden Seiten des Tals. Laut Artenauflistung von 1905 fanden ca. 6.000 Pflanzen, darunter 75 Nadel- und 300 Laubgehölzarten sowie rund 70 verschiedene Stauden- und Gräserarten Verwendung. Auch eine große Zahl älterer, starker Bäume – Birken und Ahorn vom Neroberg, Linden von der Taunusstraße, Fichten vom ehemaligen Schiller-Denkmal, Buchen aus dem Kurpark – wurden, wie es damals hieß, angepflanzt. Die Nerotal-Parkanlagen galten als »Wiesbadens botanischer Garten«; hier gedeihen unter anderem der Korkbaum, der Japanische Perlschnurbaum, der Gebirgsmammutbaum, die Chinesische Zaubernuss, der Amerikanische Zürgelbaum und der Taschentuchbaum.
Der Park bot den Besuchern Attraktionen wie das noch erhaltene Schweizerhäuschen, kleine Grotten, Wasserfälle oder Villen »en miniature«. Der Schwarzbach, der durch die Nerotal-Parkanlagen fließt, zwei Teichanlagen und weitläufige Wiesen- und Rasenflächen prägen das Erscheinungsbild. Viele der im Park verlaufenden Wege sowie die Straßen rechts und links der Anlage gehen auf ehemalige land- und forstwirtschaftlich genutzte Fahrwege oder Promenadenwege zurück. Ihr geschwungener Verlauf wirkt bis heute als eine »malerisch harmonisierende Verbindung von Stadtgestalt und Landschaft«.
Begrenzt werden die Nerotal-Parkanlagen an der Stadtseite durch ein Kriegerdenkmal (im Nerotal) und zum nördlich gelegenen Nerotal durch die Talstation der Nerobergbahn. Das einzige größere Gebäude in der Anlage ist die ehemalige Kaltwasserheilanstalt, heute Sitz des thalhauses.
Literatur
Horn, Günter/Reiß, Thorsten: Das Wiesbadener Nerotal, Wiesbaden 1998.
Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden II – Die Villengebiete. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2. erw. Aufl., Stuttgart 1996.