Karl Fürst zu Nassau-Usingen
Karl Fürst zu Nassau-Usingen
geboren: 01.01.1712 in Usingen
gestorben: 21.06.1775 im Schloss Biebrich
Artikel
Karl war der älteste überlebende Sohn des Fürsten Wilhelm Heinrich zu Nassau-Usingen (1684–1718) und der Charlotte Amalie zu Nassau-Dillenburg. Am 26.12.1734 heiratete er Christiane Wilhelmine von Sachsen-Eisenach. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1740 in morganatischer Ehe Maria Magdalena Groß aus Wiesbaden. Seine Jugend verbrachte Karl im Usinger Stammschloss in einer aufgrund der angespannten Finanzlage des Hauses sehr bescheidenen Umgebung. Beim Tod des Vaters 1718 übertrug seine Mutter die Erziehung dem Arzt und Dichter Daniel Wilhelm Triller. Nach Studienjahren in Straßburg hielt er sich ein Jahr in Paris auf. Bei der Hausteilung am 23.12.1735 wählte Karl alle rechtsrheinischen Besitzungen mit Usingen, Wiesbaden, Idstein und Lahr. 1753 fiel Karl das Seniorat des walramischen Zweiges des Hauses Nassau zu. Von Standesdenken durchdrungen, nahm er die 1688 gescheiterten Verhandlungen um Sitz und Stimme der walramischen Linie des Hauses Nassau im Reichstag zu Regensburg wieder auf. Mangelndes diplomatisches Gespür und eine unter dem Einfluss seines Bruders getroffene unglückliche Beraterwahl ließen das Vorhaben scheitern. Außenpolitisch suchte er daher wieder Anschluss an den Wetterauer Grafenverein, dem er 1771 beitrat.
Die Entscheidung Fürst Karls, 1744 seine Residenz von Usingen nach Schloss Biebrich und den Sitz der Zentralbehörden nach Wiesbaden zu verlegen, brachte für die Stadt enorme Belastungen mit sich. Willkürliche Sondersteuern zur Finanzierung des Schlossausbaus in Biebrich, zur Tilgung der Schuldenlast aus der Hausteilung und dem gescheiterten Regensburger Projekt, ferner die scharfe polizeiliche Überwachung der Einwohner, die politische Entmachtung des Stadtrates, die Missachtung alter städtischer Privilegien, die zahlreichen Steuerprivilegien für seine morganatische Ehefrau und die Beamtenschaft, die zulasten der Stadt gingen, sowie Änderungen im Schulsystem riefen 1753/54 Bürgerunruhen hervor. Sie mündeten in einem Reichskammergerichtsprozess der Stadt gegen Fürst Karl. Erst mit dem Amtsantritt des Regierungspräsidenten Karl Friedrich von Kruse 1769 entspannte sich das Verhältnis zwischen Fürst und Hauptstadt. Mit seinem großen Einfluss auf den politisch ungeschickt agierenden Fürsten erreichte Kruse, dass dieser statt der Konfrontation einer auf Ausgleich mit der Stadt bedachten Politik zustimmte. Hierzu gehörte die vertragliche Sicherung städtischer Privilegien ebenso wie die systematische wirtschaftliche Förderung Wiesbadens mit dem Ausbau des Kurwesens. Diese am Ende der Regierungszeit Fürst Karls eingeleiteten Maßnahmen sollten den Grundstein für Wiesbadens späteren Aufstieg zur Hauptstadt des Herzogtums Nassau legen. Er wurde in Usingen begraben.
Literatur
Bleymehl-Eiler, Martina: Stadt und frühneuzeitlicher Fürstenstaat: Wiesbadens Weg von der Amtsstadt zur Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen (Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts), 2 Bde., ungedruckte Dissertation, Mainz 1998.