Charlotte Amalie Fürstin zu Nassau-Usingen, geb. zu Nassau-Dillenburg
Charlotte Amalie Fürstin zu Nassau-Usingen, geb. zu Nassau-Dillenburg
geboren: 13.06.1680 in Dillenburg
gestorben: 11.10.1738 im Schloss Biebrich
Artikel
Charlotte Amalie war die Tochter des Fürsten Heinrich zu Nassau-Dillenburg und der Dorothea Elisabeth, geb. von Liegnitz. Am 15.04.1706 heiratete sie Fürst Wilhelm Heinrich zu Nassau-Usingen. Von den zehn Kindern erreichten zwei Töchter und die Söhne Karl und Wilhelm Heinrich (1718–1768) das Erwachsenenalter. Nach dem Tod ihres Mannes 1718 trat Charlotte Amalie die Vormundschaftsregierung an. Bis 1721 hatte sie sich gegen die mit Schuldforderungen begründeten Herrschaftsansprüche des Mitvormunds Fürst Georg August Samuel zu Nassau-Idstein zu wehren. Als Nassau-Usingen 1728 Nassau-Idstein, Nassau-Ottweiler und Nassau-Saarbrücken erbte, vereinheitlichte die Fürstin die Verwaltung der unterschiedlichen Landesteile. 1728 richtete sie in Idstein das nassauische Zentralarchiv ein, 1730 die Bibliothek in Usingen, aus der die Landesbibliothek in Wiesbaden hervorging.
Sie führte die in den Kernlanden schon bestehende Trennung von Hof- und Landesverwaltung mit der Hofkammer als eigener Finanzbehörde ein. Trotz der Berufung qualifizierter Beamter gelang es aufgrund der geringen wirtschaftlichen Ressourcen des Landes nicht, die enorme Staatsverschuldung abzubauen. Am 23.12.1735 erfolgte daher die Landesteilung, bei der ihr ältester Sohn Karl in Nassau-Usingen die Regentschaft antrat. Bis zu ihrem Tod behielt die Fürstin entscheidenden Einfluss auf die Regierungsgeschäfte. Seit den Auseinandersetzungen um die Regentschaft und den Unruhen, die radikalpietistische Strömungen in der Bevölkerung hervorgerufen hatten, war die Fürstin auf Herrschaftssicherung und innenpolitische Stabilität bedacht. Bildungs- und Kirchenpolitik kam dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie stärkte das lutherische Bekenntnis als Landesreligion, andere Konfessionen wurden nur geduldet.
Äußerst restriktiv war ihre Judenordnung von 1732. Mit der Schul- und Konfirmationsordnung von 1730 reformierte sie das Volksschulwesen, führte die ganzjährige Schulpflicht ein und stärkte den naturwissenschaftlichen Unterricht im Sinne der Frühaufklärung. Die Lehrerausbildung erfolgte in dem 1734 neu errichteten Seminar in Idstein. Die lit. interessierte Fürstin führte aufgrund der Staatsverschuldung ein bescheidenes Hofleben. Aus der Privatschatulle unterhielt sie eine kleine Hofkapelle. Es gelang ihr, den auch von anderen Regenten umworbenen Arzt und Dichter Daniel Wilhelm Triller an den Hof zu ziehen. Baugeschichtliche Akzente setzte sie mit der Erweiterung des Schlosses Biebrich und des Stammschlosses in Usingen durch den Baumeister Friedrich Joachim Stengel. Charlotte Amalie wurde in der Usinger Stadtkirche beerdigt.
Literatur
Bleymehl-Eiler, Martina: Stadt und frühneuzeitlicher Fürstenstaat: Wiesbadens Weg von der Amtsstadt zur Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen (Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts), 2 Bde., ungedr. Diss., Mainz 1998.