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Armenbad

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Das seit dem 15. Jahrhundert nachweisbare Armenbad lag am heutigen Kochbrunnenplatz nahe dem Hospital, mit dem gemeinsam es verwaltet wurde. 1542 entstand mit Hilfe von Spenden ein Neubau.

Seit der Einrichtung eines »Sonder-Siechenhauses« im Jahr 1573 gab es auch ein ausschließlich für Sieche und Aussätzige gedachtes Badhaus. Gespeist wurden diese Bäder durch die Hospitalquelle. Das Aussätzigenbad oder »Bad der guten Leute (Leprakranke)« ging im Dreißigjährigen Krieg unter und wurde nicht wieder aufgebaut.

Auch das Armenbad wurde zerstört und nach dem Krieg nur notdürftig wieder hergestellt. Während bis zu diesem Zeitpunkt im Prinzip jeder im Armenbad Aufnahme fand, wurden ab 1726 sogenannten Armenzeugnisse zur Bedingung. Pfarrer Egidius Hellmund ist es zu verdanken, dass die Bestrebungen, die Gebäude abzureißen und an dieser Stelle ein Zuchthaus zu errichten, keinen Erfolg hatten.

Mit Unterstützung von Fürstin Charlotte Amalie zu Nassau-Usingen konnte Hellmund 1732 den Grundstein zu einem Neubau von Hospital und Armenbad legen, das bei dieser Gelegenheit deutlich erweitert wurde. Dem Armenbad wurde fortan der zehnte Teil an der Kochbrunnenquelle zugeleitet, was allerdings zu Prozessen und zu »vielerlei Verdrießlichkeiten« mit den Badewirten führte, die dem Armenbad diese Wasserrechte bestritten.

Die Armen erhielten im Armenbad »Wohnung, Bettung und Bedienung sowie freies Bad«. Arznei und Verpflegung musste der Lokalarmenfonds der jeweiligen Heimatgemeinde der Kranken bezahlen. Während 1687 nur 78 Personen das Badhaus aufsuchten, waren es 1737 bereits 418 Personen. Seit 1814 mussten das Hospital und auch ein Teil des Armenbads den sogenannten Militärkranken überlassen werden.

Inzwischen waren die Gebäude wieder baufällig geworden und wurden 1822 abgebrochen. Nachdem das neue Militärhospital an der Dotzheimer Straße errichtet worden war, erbaute Baumeister Carl Florian Goetz 1823/24 ein neues und größeres Badhaus für arme Leute im Winkel der nördlichen verlängerten Saalgasse und des Nerobachs, das mit dem Hospital durch einen zweistöckigen Zwischenbau verbunden war. Nach dem Neubau der Städtischen Krankenanstalten an der Schwalbacher Straße diente das alte Civil-Hospital seit dem 01.01.1879 zunächst der provisorischen Unterbringung für arme Kranke.

Das städtische Armenbad wurde noch bis 1881/82 weiter provisorisch genutzt, nach und nach dann aber durch sogenannte Freibäder im Gemeindebad ersetzt.

Literatur

Czysz, Walter: Vom Römerbad zur Weltkurstadt, Geschichte der Wiesbadener heißen Quellen und Bäder, Wiesbaden 2000 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 7) [S. 119–121].