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Hellmund, Egidius Günther

Hellmund, Egidius Günther

Evangelischer Pfarrer

geboren: 06.08.1678 in Nordhausen

gestorben: 06.02.1749 in Wiesbaden


Artikel

Hellmund studierte ab 1696 Theologie in Jena und Halle, wo er sich unter dem Einfluss von August Hermann Francke (1663–1727) dem Pietismus zuwandte. Seit 1700 Feldprediger in Süddeutschland, wurde er 1707 Pfarradjunkt in Berka/Werra, 1708 Pfarrer in Daaden (Westerwald) und 1711–21 (unterbrochen 1713/14 durch Amtsenthebung wegen Übertretung des Konventikelverbots, d. h. des Verbots außerkirchlicher Zusammenkünfte zu einer Andacht) in Wetzlar.

Die Berufung zum Pfarrer, Hofprediger und Inspektor in Wiesbaden 1721 bot ihm die Möglichkeit zu umfassender volkskirchlicher Betätigung im pietistischen Sinne, z. B. durch Einrichtung des Waisenhauses mit Lehrerbildung, durch Armenfürsorge und Förderung des Hospitals, wobei er sich bei seinen Entscheidungen auch von göttlichen Vorzeichen (»Gnadenwinke«) leiten ließ. 1724 nahm er aus Fürsorge für die (oft unehelichen) Waisenkinder die Pfalzgrafenwürde an, die Ehelicherklärungen ermöglichte. Der Ertrag der von ihm 1736 gegründeten Walkmühle diente dem Unterhalt des Waisenhauses.

Der Pietismus Hellmunds und der des Idsteiner und Usinger Generalsuperintendenten Johann Christian Lange (1669–1756) verbanden milde lutherische Orthodoxie mit tätiger Frömmigkeit (»Hören und Tun des Wortes Gottes«), aber auch schon mit aufklärerischen Zügen (Subjektivität). H. bemühte sich auch um ein volkstümlich-pietistisches Lutherbild (»Das Leben des Mannes Gottes Martin Luther«, 1730; »Lutherus purificatus«, 1730) und um die Einheit der Christen aller Bekenntnisse (»Der Enthusiast und Syncretist«, 1720).

Nach Hellmund ist eine Straße in Wiesbaden benannt.

Literatur

Conrady, Ludwig: Egidius Günther Hellmund. Ein Lebensbild nach den Quellen gezeichnet. In: Nassauische Annalen 41/1911 [S. 182–324].

Steitz, Heinrich: Geschichte der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Marburg 1977 [S. 210–217].