Wilhelmj, Maria , geb. Gastell
Wilhelmj, Maria, geb. Gastell
Sängerin (Sopran)
geboren: 27.07.1851 in Mainz
gestorben: 27.02.1930 in Wiesbaden
Artikel
Die Tochter des Mainzer Eisenwaggon-Fabrikanten Otto und der Sängerin Betty Gastell wurde unter anderem von Joachim Raff und Pauline Viardot-García (1821–1910) als Pianistin und Sängerin ausgebildet. Sie heiratete den Juristen Dr. Albert Wilhelmj (1844–1905), einen Sohn des »Weinkönigs« August Wilhelm Wilhelmj, der später die Weinhandlung des Vaters in Wiesbaden und Hattenheim übernahm.
Nachdem sie zunächst überwiegend im privaten Rahmen gesungen hatte, wurde die Sopranpartie in Max Bruchs Oratorium »Das Lied von der Glocke« im Januar 1886 in Wiesbaden der Beginn einer regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem Cäcilienverein, der sie 1889 zum Ehrenmitglied ernannte. Im Januar 1889 sang sie neben Hermine Spies in Felix Mendelssohn Bartholdys »Elias« in Wiesbaden, im Juni 1891 wirkte sie hier beim »Mittelrheinischen Musikfest« mit. Zu diesem Fest gehörte ein Ausflug zum Niederwald-Denkmal, bei dem Wilhelmj und Hermine Spies als die »mittelrheinischen Nachtigallen« gefeiert wurden. Schon im März 1887 hielt die Presse fest, dass Wilhelmj in kurzer Zeit weit über Wiesbaden hinaus eine renommierte Sopranistin geworden war.
Am 04.03.1895 gestaltete sie in Wiesbaden die Titelpartie in »Iphigenie in Tauris – Dramatische Szenen für Soli, Chor und Orchester«, einem Werk des französischen Komponisten Théodore Gouvy (1819–1898). Dies war für Sängerin und Cäcilienverein ein großer Erfolg, der sich im Februar 1896 mit dem »dramatischen Konzertwerk« »Elektra« desselben Komponisten wiederholte. Gouvy, der sich beide Male an den Proben beteiligt hatte, war von Wilhelmj so angetan, dass er ein weiteres Werk dieser Art »Polyxena« für sie komponierte. Es wurde im Februar 1898 in Frankfurt am Main uraufgeführt und 1901 in Wiesbaden nachgespielt.
Im Februar 1903 verabschiedete sich Wilhelmj aus dem öffentlichen Konzertleben, wiederum mit Bruchs »Lied von der Glocke«. Ihr Sohn Arthur (1874–1957) wirkte als Agrikulturchemiker, ihre Tochter Elisabeth, verheiratete Boesneck, trat gelegentlich als Sängerin auf.
Wilhelmj wurde neben ihrem Ehemann im Wilhelmjschen Familiengrab auf dem Nordfriedhof beigesetzt.
Literatur
Jung, Wolfgang: »Nehmt denn hin, ihr schönen Seelen, froh die Gaben schöner Kunst«. Der Chor der Stadt Wiesbaden 1847–1997, Wiesbaden 1997.
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Renkhoff, Otto
Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39). [S. 873].