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Spies, Hermine

Spies, Hermine

Sängerin (Mezzosopran)

geboren: 25.02.1857 in Löhnberger Hütte bei Weilburg

gestorben: 26.02.1893 in Wiesbaden


Artikel

Ihr Vater, Friedrich Spies, war verwandt mit den Brüdern Buderus und nacheinander Verwalter ihrer Eisenhütten in Löhnberg, Hirzenhain und Runkel/Lahn. Im Alter von 14 Jahren wurde Spies auf das Bernhardtsche Institut in Wiesbaden geschickt.

Neben der Schulbildung erhielt sie Klavierunterricht und eine Gesangsausbildung an der neuen Musikschule von Wilhelm Freudenberg, der 1865 als Dirigent des Cäcilienvereins nach Wiesbaden gekommen war. Ab 1877 folgte ein Gesangsstudium in Berlin bei dem Pädagogen und Gesangstheoretiker Ferdinand Sieber (1822–1895). Als Friedrich Spies in den Ruhestand trat, übersiedelte die Familie 1879 nach Wiesbaden, und Spies setzte ihr Studium an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt bei dem bekannten Bariton Julius Stockhausen (1826–1906) fort.

In Wiesbaden trat sie 1880 mit dem Cäcilienverein auf – als Altistin in »Das Paradies und die Peri« von Robert Schumann und dem »Messias« von Händel. Ihren Durchbruch bedeutete die Altpartie im Oratorium »Der Rose Pilgerfahrt« von Schumann 1882 in Frankfurt. Es folgten deutschlandweit weitere Konzerte, auch mit Liedern von Schubert, Schumann und Brahms. Diesen lernte sie 1883 nach einem Konzert in Krefeld kennen, weitere Begegnungen folgten in Wiesbaden. Brahms sah in ihr die ideale Interpretin seiner »Alt-Rhapsodie« und komponierte für sie mehrere Lieder. In der Folge traten sie bei mehreren Konzerten zusammen auf.

Spies ging europaweit auf Konzerttourneen, Angebote als Opernsängerin schlug sie aus. Sie galt bald als eine der bedeutendsten Altistinnen Europas. Ihr Repertoire umfasste auch Werke von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn und heute weniger bekannten zeitgenössischen Komponisten. In Wiesbaden sang sie 1889 mit dem Cäcilienverein in Mendelssohn Bartholdys Oratorium »Elias«.

1891 wirkte sie hier beim »Mittelrheinischen Musikfest« mit. Dabei lernte sie den Wiesbadener Amtsrichter Walther Hardtmuth kennen, den sie 1892 heiratete. Sie zog sich ins Privatleben zurück und starb im Jahr darauf.

Literatur

Jung, Wolfgang: »Nehmt denn hin, ihr schönen Seelen, froh die Gaben schöner Kunst«. Der Chor der Stadt Wiesbaden 1847–1997, Wiesbaden 1997.

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 770].