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Villa Clementine

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Bauherr der Villa Clementine war der Mainzer Fabrikant Ernst Mayer, nach dessen Frau Clementine sie benannt ist. Die Villa wurde nach Plänen des Architekten Georg Friedrich Fürstchen von 1877–82 erbaut.

Herausragende architektonische Besonderheit ist die Doppelfassade zur Wilhelmstraße und zum Warmen Damm. Das Gebäude selbst hat einen U-förmigen Grundriss: Die Wohn- und Repräsentationsräume umschließen einen aus rückwärtiger Treppe, Flur und Sanitärräumen gebildeten Kern. Die Geschosshöhen von 3,25 m im Erdgeschoss, von 5,12 m im ersten Obergeschoss und von 4,05 m im zweiten Obergeschoss repräsentieren eine »großbürgerliche Villa«, wie man die Villa Clementine genannt hat. Hervorzuheben sind neben der beeindruckenden Fassade die prächtigen Stuckdecken, die Wintergärten und Terrassen sowie das Treppenhaus mit schwarzen Marmorstufen und filigranem Eisenguss-Geländer.

Kurz nach der Fertigstellung starb Clementine Mayer während einer Typhus-Epidemie in Wiesbaden. 1888 geriet die Villa Clementine infolge des Wiesbadener Prinzenraubes ins Zentrum internationale Aufmerksamkeit, als Königin Natalie von Serbien sich hier einmietete. 1891 erwarb der Privatier Carl Eugen Siebel die Villa als Wohnhaus, ab 1900 richtete sich im Erdgeschoss eine Privatbank ein. In den 1930er-Jahren zog der Arzt Prof. Hans Betke in das erste Obergeschoss, im Erdgeschoss etablierte sich die Arztpraxis von Otto Hieber. In den 1950er-Jahren teilte man das Erdgeschoss in zwei Teile, wodurch ein Restaurant und ein Café entstanden.

1960 verkaufte die Erbengemeinschaft Siebel die Villa Clementine an die Stadt Wiesbaden, die im Rahmen ihrer Planungen einer Osttangente zur Entlastung der Wilhelmstraße ihren Abriss plante. 1965 veröffentlichte der Architekt und Stadtplaner Ernst May ein Planungsgutachten, nach dem die Villa Clementine durch einen Eingang in das seinerzeit geplante Wiesbadener U-Bahn-Netz ersetzt werden sollte.

Ende der 1960er-Jahre beschloss der Magistrat, die Villa Clementine zukünftig als Kultureinrichtung zu nutzen. Seit 1979 ist sie ein Ort von Konzerten, Vorträgen und Lesungen. 1978 diente sie als Drehort für die dreizehnteilige Fernsehserie des Hessischen Rundfunks »Die Buddenbrooks«. 1991 zog der Presseclub Wiesbaden in die linke Hälfte des Erdgeschosses ein, 2000 der Hessische Verleger- und Buchhändler-Verband in das zweite Obergeschoss. Seit 2001 ist das Gebäude Standort des Literaturhauses Villa Clementine. 2008/09 wurde die Villa aufwändig saniert.

Literatur

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden II – Die Villengebiete. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2. erw. Aufl., Stuttgart 1996 [S. 113 f.].

Vollmer, Eva Christina: Villa Clementine. Kleine Kunstführer, Bd. 1925, 2. Aufl. Regensburg 1996.