Südfriedhof
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1908–09 wurde der Südfriedhof, neben dem Nordfriedhof zweite und mit 33 ha größte Begräbnisstätte, auf einem ausgedehnten Hangrücken nahe der Gemarkungsgrenze zu Erbenheim angelegt. Frühgeschichtliche Funde lassen erkennen, dass das Areal bereits in der älteren Bronzezeit für Beisetzungszwecke genutzt wurde.
Nach barockem Muster findet die auf den Haupteingang im Nordwesten zuführende Allee, die Friedenstraße, ihre Verlängerung in der breiten Hauptachse des Friedhofes, die in ihrem oberen Bereich von säulenförmigen Lebensbäumen gesäumt ist und an einen Prozessionsweg erinnert. Das annähernd trapezförmige Gräberfeld und der Ringweg, welcher an den Wegkreuzungen durch Rondelle unterbrochen wird, sind weitere Charakteristika. Ein breiter Grünstreifen beidseitig der Hauptachse mündet in ein Ehrenfeld für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Eine Vielzahl historischer Grabmäler, vor allem der 1920er- und 1930er-Jahre, sowie repräsentative Begräbnisstätten entlang des Ringweges, an den Rondellen und an der Hauptachse zeichnen den Südfriedhof aus; am bekanntesten ist die Grabstätte von Manfred Freiherr von Richthofen.
Im Zentrum des vom Stadtbaumeister August O. Pauly entworfenen repräsentativen Gebäudeensembles an der Nordwestseite des Friedhofes liegt die 1911 eingeweihte Trauerhalle mit dem Krematorium im Untergeschoss. Letzteres konnte erst 1912 in Betrieb genommen werden, nachdem in Preußen die gesetzlichen Voraussetzungen für die Feuerbestattung geschaffen waren, und wurde 1997 durch einen Neubau am Siegfriedring ersetzt. Die Innenausstattung der dreischiffigen Trauerhalle ist dem Jugendstil verpflichtet; an ihrer Gestaltung waren unter anderem die Wiesbadener Künstler Hanna und Hans Völcker sowie Carl Wilhelm Bierbrauer maßgeblich beteiligt. Der Gesamteindruck des Innenraumes erinnert an frühchristliche Kirchenräume. Die Finanzierung der aufwändigen Ausstattung wurde durch eine Stiftung ermöglicht, an die eine Gedenktafel erinnert.
Literatur
Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden II – Die Villengebiete. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2. erw. Aufl., Stuttgart 1996 [S. 582–596].
Schüler, Martina (Red.): 100 Jahre Südfriedhof 1908–2008. Hrsg.: Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden – Amt für Grünflächen, Landwirtschaft und Forsten, Wiesbaden 2008.