Völcker, Hans
geboren: 21.10.1865 in Pyritz (Pyrzyce, Polen)
gestorben: 16.1.1944 in Wiesbaden
Details
Hans Völcker, als Sohn eines Pfarrers in Pommern geboren, ging 1885 zur Ausbildung nach Berlin. Nach zwei Jahren an der Königlichen Kunstschule und einem Jahr an der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste war er von 1889 bis 1891 Meisterschüler des norwegischen Landschaftsmalers Hans Fredrik Gude (1825 – 1903). In dessen Atelier traf er auf Walter Leistikow (1865 – 1908), ebenfalls Meisterschüler und 1899 Mitbegründer der Berliner Secession. In Berlin lernte Völcker auch seine spätere Frau Johanna geb. Hindersin (1861 – 1958) aus Stettin kennen, die ebenfalls drei Jahre Schülerin der Königlichen Kunstschule war und in der Folge vor allem kunstgewerblich arbeitete. Völckers weiterer Weg führte 1894 nach München und schließlich 1899 nach Wiesbaden, wo er bis zu seinem Tod als angesehener „Kunstmaler“ maßgeblichen Einfluss auf den Kunstbetrieb ausübte.
Bereits 1901 war er Gründungsmitglied der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst, die in der Förderung zeitgenössischer Kunst ihre vorrangige Aufgabe sah. Zudem eröffnete er eine Malschule am Schillerplatz, die von etwa 1902 bis 1908 bestand. Nach einem ausgedehnten Aufenthalt 1905/06 in Südafrika wurde er Mitglied des Kunstausschusses, der die „Erste große Kunstausstellung Wiesbaden 1909“ organisierte. Gemeinsam mit den Wiesbadener Architekten Friedrich Werz und Paul Huber plante er eine Kunsthalle, die nahe dem neuen Hauptbahnhof errichtet wurde. Für deren Vestibül entwarf er ein Glasmosaik und für zwölf der 16 Säle die Gesamtausstattung. In der Ausstellung selbst war er ebenfalls mit mehreren Arbeiten vertreten.
Es folgten bis zum Ersten Weltkrieg weitere repräsentative Aufträge von Seiten der Stadt. Bis heute vollständig erhalten blieben die Ausmalungen der Trauerhalle des Südfriedhofs und die des Erdgeschossvestibüls des Kaiser-Friedrich-Bads (heute Kaiser-Friedrich-Therme), für dessen gesamten Innenausbau er darüber hinaus verantwortlich war. Nicht erhalten blieb Völckers dekorative Gestaltung der Kassettendecke und des Deckenfrieses im Lesesaal der Hessischen Landesbibliothek, nur rudimentär die malerische Ausstattung der Galerieräume des Museums Wiesbaden. Zeigen die beeindruckenden, großformatigen Figurenkompositionen der erhaltenen Wanddekorationen Anklänge an Jugendstil und Symbolismus, so sein übriges umfangreiches malerisches Oeuvre – in erster Linie Landschaften und Stillleben – auch die Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstströmungen des Impressionismus und Expressionismus.
Seit 1919 unterhielt Völcker mit Edmund Fabry, Josef Vinecký und Li Vinecký-Thorn (1867 – 1952) in der Nikolasstraße 17, der heutigen Bahnhofstraße 39, ein Gemeinschaftsatelier, in dem auch Privatunterricht in Kunst und Kunstgewerbe erteilt wurde.
Nach dem Zusammenschluss der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst und des Nassauischen Kunstvereins e.V. 1917, wurde Völcker, der seit 1905/06 regelmäßig die Ausstellungen des Kunstvereins beschickt und die erfolgreiche „Große Wiesbadener Kunstausstellung“ anlässlich der Eröffnung des neuen Museums 1915 organisiert hatte, als Ausstellungsleiter in den Vorstand berufen, dem er lange Jahre angehörte, zuletzt ab 1937 als stellvertretender Vorsitzender. Der Verein ehrte ihn 1940 mit einer Ausstellung anlässlich seines 75. Geburtstags und in seinem Todesjahr mit einer Gedächtnisausstellung.
Hans Völcker ist auf dem Südfriedhof begraben. Gemälde von ihm befinden sich unter anderem im Museum Wiesbaden und im Stadtmuseum Wiesbaden.
Literatur
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Funk, Birgit
Der Nassauische Kunstverein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Bildende Kunst in Wiesbaden: Von der bürgerlichen Revolution bis heute, Der Nassauische Kunstverein, Nassauischer Kunstverein e.V. (Hrsg.), Wiesbaden 1997. (S. 45-86)
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Jecht, Heidrun
Wiesbaden. Von der nassauischen Hauptstadt zur Weltkurstadt des Kaiserreiches. In: Kunstlandschaft Rhein-Main: Malerei im 19. Jahrhundert, 1867 – 1918, Haus Giersch, Museum Regionaler Kunst (Hrsg.), Frankfurt am Main 2001. (S. 75-89)