Schrumpf, Friedrich Ludwig
Schrumpf, Friedrich Ludwig
Architekt, Maler
geboren: 15.08.1765 in Sulzbach (Unterelsass)
gestorben: 02.04.1844 in Biebrich
Artikel
Schrumpf, neben Georg Carl Florian Goetz und Christian Zais ein Baumeister des Klassizismus in Nassau, studierte in Straßburg griechisch-römisches Altertum, alte Sprachen, Mathematik und philosophische Wissenschaften und erlernte Malerei, Bildhauer- und Baukunst in Zweibrücken, Mannheim und Düsseldorf. Er vervollkommnete seine Ausbildung auf Studienreisen in Deutschland, Italien und Frankreich.
Nachdem Schrumpf zunächst 1784–91 als Kunst- und Hofmaler des Landgrafen von Hessen-Homburg tätig gewesen war, unterrichtete er ab September 1791 Malen und Zeichnen sowie Zivil- und Kriegsbaukunst an der Hohen Schule in Herborn. Seit Oktober 1805 hielt er darüber hinaus, nun im Rang eines akademischen Baudirektors, öffentliche Vorlesungen über Baukunst und Angewandte Mathematik und war zudem ab 1806 als Hofbaudirektor zuständig für das Schloss Oranienstein bei Diez an der Lahn. Während der Zeit des Großherzogtums Berg (1806–13) war er Architekt des Sieg-Departements, einem der vier Departments des Großherzogtums, anschließend seit August 1814 Landbaudirektor in Nassau-Oranien, den ehemaligen nassauischen Fürstentümern Dillenburg, Diez und Hadamar. Kurz zuvor hatte er seine Lehrtätigkeit an der Hohen Schule in Herborn aufgegeben.
Seit 1816 lebte Schrumpf in Weilburg, doch bereits im Juni 1817 wurde er zum Hofbaudirektor ernannt und war nun zuständig für die Bauunterhaltung der Schlösser und Wirtschaftsgebäude des Landesherrn Wilhelm Herzog zu Nassau. Er zog noch im selben Jahr nach Biebrich, wo er bis Juli 1834, dem Jahr seines Eintritts in den Ruhestand, verantwortlich zeichnete für die klassizistische Umgestaltung zentraler Räume von Schloss Biebrich und für dessen aufwändige Neumöblierung (1827–31). Zudem entwarf er die Freitreppe auf der Rheinseite der Rotunde (1827) und war ebenso mit der Einrichtung des Schlossparks Biebrich nach den Plänen des Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell betraut (1819–21).
Im selben Zeitraum entstanden nach seinen Plänen das Jagdschloss Platte, worauf er 1827 den Titel eines »Baurats« erhielt, und die erste katholische Kirche am Luisenplatz, Vorgängerbau der Kirche St. Bonifatius, die 1831 kurz vor der Fertigstellung einstürzte. Wegen vernachlässigter Bauaufsicht wurde Schrumpf zur Zahlung von rund 30.000 fl. Schadensersatz an die Kirchengemeinde verurteilt, was zu seiner Verarmung im letzten Lebensjahrzehnt führte.
Literatur
Häbel, Hans-Joachim: Vom Herborner Zeichenlehrer zum herzoglich nassauischen Hofbaumeister: Friedrich Ludwig Schrumpf (1765–1844). In: Nassauische Annalen. Hrsg.: Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung Bd. 102. 1991 [S. 115–144].
Personalblatt Schrumpf, Friedrich Ludwig, Hessisches Hauptstaatsarchiv, 178, 524, Bl. 25.
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Renkhoff, Otto
Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39). [S. 727 f.].