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FAQ – DIGI-V

Auf dieser Seite werden die FAQ zum Thema DIGI-V beantwortet.

Wer hat das Projekt DIGI-V initiiert?

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat im Rahmen des Sofortprogramms "Saubere Luft" eine Förderung zur "Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme" ausgelobt, woraufhin sich die Landeshauptstadt Wiesbaden mit einer ersten Idee beworben hat. Diese fand das Bundesministerium so interessant, dass die Stadt aufgefordert wurde, einen Projektantrag einzureichen. Mitte Juni 2018 hat Wiesbaden dann den Zuwendungsbescheid zur Umsetzung des Projektes erhalten konnte mit DIGI-V starten.

Warum wurde das Projekt DIGI-V gestartet?

Die Landeshauptstadt Wiesbaden gehörte zu den 70 Städten in Deutschland mit einer regelmäßigen Überschreitung des Stickoxid-Grenzwertes. Deshalb hat sie einen Green City Masterplan erstellt. Dieser enthält eine Vielzahl an Maßnahmen, die geeignet sind, die Belastungen mit Luftschadstoffen, aber auch mit Lärm und Platzverbrauch, in der Innenstadt zu reduzieren. DIGI-V ist das zentrale Projekt des Masterplans, womit die Stadt ein Werkzeug besitzt, mit dem der Verkehr in Wiesbaden flexibler gesteuert, der Verkehrsfluss optimiert und so die Belastung mit Luftschadstoffen reduziert werden kann. Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge konnte, auch dank DIGI-V, vorerst abgewendet werden.

Was können die Ampelanlagen in Wiesbaden jetzt besser als vorher?

Sämtliche Ampeln sind nun an das digitale Leitungsnetz der Stadt und damit zentral an den Verkehrsrechner und die Leitzentrale angeschlossen. Damit besteht nun beispielsweise die Möglichkeit, mit neuen Steuerungen direkt und flexibel von der Leitzentrale aus in die Grünzeiten einzelner Anlagen einzugreifen oder bestimmte Programme verkehrsabhängig auszuwählen. Zusätzlich wurden die Ampeln mit unterschiedlichen Kameras und Sensoren ausgestattet; so können der Verkehrsfluss und die Luftqualität kontinuierlich erfasst werden. Die erfassten Daten werden an den Verkehrsrechner geschickt und dort als Entscheidungsgrundlage für die Verkehrssteuerung ausgewertet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können so flexibler auf die aktuelle Verkehrssituation reagieren und Maßnahmen einleiten, um den Verkehrsfluss und die Luftqualität zu verbessern. Zum Beispiel können Ampelanlagen, vor denen eine lange Fahrzeugschlange steht, längere Grünzeiten bekommen. Wichtiger Hinweis: Sind jedoch zu viele Fahrzeuge im Innenstadtbereich unterwegs, kommt auch das beste System an seine Grenzen. Außerdem bedarf es auch in den kommenden Jahren weiterhin kontinuierlicher Planung, um die Potenziale des Werkzeugs DIGI-V immer besser auszunutzen.

Welche Daten können über die verschiedenen Kameras und Sensoren an den Ampeln erfasst werden?

Verschiedene Daten, wie etwa die Verkehrsmenge, Fahrbeziehungen, Fahrzeugklassen (Rad, PKW, LKW, Bus), Anzahl der Fahrzeuge pro Zeiteinheit oder Reisezeiten zwischen den Kreuzungen können erfasst werden. Aber auch Luftschadstoffe (Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Ozon, Feinstaub PM 2,5 und 10) und Wetterdaten (Temperatur, Luftdruck, Niederschlag, Wind) sind messbar. KFZ-Kennzeichen und Gesichter werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erfasst.

Insbesondere an den großen Wiesbadener Einfallsstraßen (um Beispiel Berliner Straße) gibt es jetzt Ampeln, an denen sich der Verkehr zu bestimmten Tageszeiten sehr lange staut. Warum braucht man diese Ampeln überhaupt?

Die Pförtnerampeln sorgen dafür, nur so viele Fahrzeuge in die Stadt zu lassen, dass die restlichen Ampelanlagen im Innenstadtbereich in der Lage sind, diese auch abzuwickeln. Somit kommt der Verkehr in der Innenstadt flüssiger voran und die Luftbelastung wird dort reduziert, wo die meisten Menschen wohnen, arbeiten und sich aufhalten. Für die meisten Verkehrsteilnehmer/innen verlängert sich ihre Fahrtdauer durch die Pförtnerampeln nicht wesentlich, da der Stau lediglich auf den Stadtrand verlagert wird. Gäbe es die Pförtnerampeln nicht, würde die Innenstadt erheblich mehr belastet und die Verkehrssicherheit sowie die Lebensqualität beeinträchtigt werden. Ein schnelleres Vorankommen im Straßenverkehr wäre dadurch insgesamt jedoch nicht zu erwarten.

Welche ganz konkreten Vorteile hat DIGI-V für den Fußverkehr, den Radverkehr und den ÖPNV?

Im Zuge der Ertüchtigung der Ampelanlagen wurden beispielsweise Kreuzungen für den Fußverkehr barrierefrei ausgebaut, neue Querungsmöglichkeiten geschaffen, Radwege bzw. Umweltspuren eingerichtet und eigene Rad- und Busampeln angebracht, sodass hier deutliche Aufwertungen für die klimafreundlichen Verkehrsarten umgesetzt wurden. Das erhöht die Sicherheit und macht diese Verkehrsmittel attraktiver: Am ersten Ring konnten dank der Umweltspuren Fahrtzeiten der Busse reduziert werden; außerdem hat dort der Radverkehr nachweislich zugenommen. Darüber hinaus können durch DIGI-V künftig, zum Beispiel mit Wärmebildkameras, Fußgänger/innen detektiert werden, die dann von der Ampelanlage längere oder mehr Grünzeiten bekommen, sofern der übrige Verkehr dadurch nicht zusammenbricht. Eine weitere Möglichkeit liegt darin, in sogenannten "Schwachlastzeiten" (wenig Autoverkehr) den Fußgängern Vorrang an den Ampeln zu geben. Das ist zum Beispiel in den Abendstunden der Fall. Solche Wärmebildkameras können ebenso für den Radverkehr installiert werden, um auf Radachsen für ein schnelleres Vorankommen zu sorgen. Eine solche Wärmebildkamera für den Radverkehr wurde beispielsweise an der Kreuzung Goebenstraße/1. Ring eingerichtet. Auch der Busverkehr kann und wird bereits durch getrennte Signalisierung dank DIGI-V beschleunigt. 

Wie lange wird es dauern, bis das DIGI-V-System so eingestellt und eingespielt ist, dass es seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann?

Die Leistungsfähigkeit von DIGI-V wird kontinuierlich steigen, allerdings ist noch etwas Geduld gefordert. Mit Abschluss des Förderprojektes wurde die technische Infrastruktur aufgebaut. Mit der Benutzung dieses neuartigen Systems müssen allerdings zunächst Erfahrungen gesammelt werden. Im ersten Jahr nach Projektabschluss wird man zunächst damit beschäftigt sein, die Systeme zu beobachten, einzujustieren und die gewonnen Daten zu analysieren. Auf Basis dieser Datenanalyse werden die Ampelschaltungen nach und nach optimiert. Ein Teil der Ampelanlagen läuft bereits mit neuen, verkehrsabhängigen Steuerungen; weitere werden sukzessive folgen. Auch können bereits an mehreren Ampeln an den Einfallstraßen die Zuflüsse dosiert werden. Eine automatisierte Steuerung von Ampeln über den Zentralrechner findet aktuell noch nicht statt – hier beobachten und entscheiden noch die Kolleginnen und Kollegen von der Verkehrstechnik, bis genügend Erfahrungen gesammelt wurden. Mit jedem Tag lernt die Datenanalyseplattform den Verkehr von Wiesbaden besser kennen und kann Hinweise darauf geben, wo es Verbesserungspotentiale gibt und wie Lösungsmöglichkeiten aussehen. Diese können dann flexibel und schnell getestet werden. Und auch für die folgenden Jahre bietet das System DIGI-V einen Werkzeugkasten, mit dem die Verkehrssteuerung immer weiter optimieren werden kann. Mit DIGI-V wird man also nie fertig, aber immer besser.

Ist Wiesbaden mit seinem DIGI-V-Projekt in einer Vorreiterrolle?

Auf alle Fälle - das Tiefbau- und Vermessungsamt ist innerhalb kürzester Zeit und mit einem kleinen Team einen großen Schritt ins Ungewisse gegangen. Das ist natürlich immer mit einem großen Risiko verbunden. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist die einzige Kommune in Deutschland, die die Digitalisierung des Verkehrs so umfassend umgesetzt hat. Doch schon jetzt können wir sagen, dass sich dieser Wagemut gelohnt hat. Wir haben unsere analogen Ampeln fürs digitale Zeitalter fit gemacht – was früher oder später vermutlich ohnehin notwendig geworden wäre - und ans Leitungsnetz der Stadt angeschlossen, so dass wir das Verkehrsgeschehen viel besser beobachten, analysieren, simulieren und beeinflussen können. Das ist ein Meilenstein in Richtung Smart City. 

Gleichzeitig bringen wir das größte Projekt des Green City Masterplans zum Abschluss und haben ein Werkzeug in der Hand, um den Verkehrsfluss und die Luftqualität in unserer Stadt besser zu steuern. Das eröffnet uns Flexibilität und Gestaltungsspielräume. Durch die optimierte Verkehrssteuerung gewinnen wir Zeit, die wir dazu nutzen, den Umweltverbund zu stärken und klimafreundliche Mobilität attraktiver zu machen. Auf diese Weise entstehen für alle Verkehrsteilnehmer-innen insgesamt und mittelfristig Vorteile. Ein weiterer zusätzlicher Gewinn für die Stadt ist der Vernetzungscharakter von DIGI-V, da es Schnittstellen für viele weitere Anwendungen im Verkehrsbereich bietet (zum Beispiel Feuerwehr, Parkleitsystem, Apps für Bürger-innen).

Welche grundsätzlichen Verbesserungen/Vorteile versprechen Sie sich von der künftigen Nutzung des DIGI-V-Systems für den Verkehr in Wiesbaden?

Kurz zusammengefasst: Der Verkehr kann dank DIGI-V flexibler, effizienter und umweltsensitiver abgewickelt werden. Diese Effizienzgewinne – zum Beispiel optimierte Grünzeiten – können dafür genutzt werden, den Verkehrsfluss zu verbessern und den umweltfreundlichen Verkehr zu fördern. Zusätzlich gewinnen wir dank DIGI-V einen großen Datenschatz, den wir für die Verkehrsplanung nutzen können, da wir so ein viel größeres Wissen über die Verkehrssituation in der Stadt aufbauen. Pförtnerampeln mit ihren Kameras können flexibel auf Verkehrsströme reagieren; digitale Anzeigetafeln können bei Staus, Unfällen oder Baustellen für Verkehrsinformationen oder Umleitungsempfehlungen genutzt werden. Dank der Umweltsensoren kann in Verbindung mit den offiziellen Luft-Messstellen des Landes Hessen fortlaufend die Luftqualität überwacht werden und zum Beispiel mit Umleitungsempfehlungen auf Grenzwertüberschreitungen reagiert werden. Durch sogenannte "Road-Side-Units" können künftig Fahrzeuge Kontakt mit Ampeln aufnehmen. Rettungsfahrzeuge können so im Falle eines Einsatzes Kontakt zur Ampel aufnehmen und auf "grün" schalten.

Wie teuer war/ist DIGI-V und wer zahlt das?

Das Projekt DIGI-V hat insgesamt rund 33 Millionen Euro gekostet. Die Landeshauptstadt Wiesbaden und der Bund (Bundesministerium für Digitales und Verkehr) teilen sich die Kosten jeweils zu 50 Prozent.

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