Lackfabrik Erbenheim
Die ehemalige Lackfabrik befindet sich außerhalb der besiedelten Ortslage Erbenheims unmittelbar vor den Toren des Flughafens Erbenheim. Seit 1948 wurden am Standort unter wechselnden Eigentümern Kunstharzlacke hergestellt. Die notwendigen Grundstoffe, wie Lösungsmittel, Spezial- und Testbenzin wurden in unter- und oberirdischen Tanks und Schuppen gelagert.
1986 wurde der Betrieb eingestellt und die Baulichkeiten mit den Tankanlagen von Toilettenreinigungsfirmen genutzt. 1987/88 erfolgte die endgültige Aufgabe des Gewerbestandortes, 1989 erwarb die Stadt Wiesbaden das Gelände. 1999/2000 wurden die letzten Gebäude abgerissen, seitdem ist das Gelände ungenutzt und liegt brach.
Doch die langjährige gewerbliche Nutzung zeigte Folgen: Der Untergrund war in zwei Bereichen verunreinigt, in dem einen durch leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), in dem anderen durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW). Die Höhe der Schadstoffgehalte führte zur Altlastfeststellung. 2005 wurde der Schadensbereich der BTEX-Belastungen durch Bodenaushub saniert. Anschließend wurden über fast drei Jahre bis 2009 die LHKW-Belastungen im südlichen Grundstücksbereich durch eine Bodenluftabsaugung an insgesamt 25 Pegeln saniert.
Doch damit war der Standort noch nicht abgeschlossen. Die leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffe (LHKW) hatten sich längst dem Grundwasser mitgeteilt und waren in einer rund 600 Meter langen Schadstofffahne über die Grundstücksgrenzen in südöstliche Richtung abgeströmt. Die Abstromfahne wurde zwischen 2002 bis 2012 über zahlreiche Messstellen regelmäßig überwacht.
Zwar konnte nach Abschluss der Bodenluftsanierung ein kontinuierlicher Rückgang der LHKW-Belastungen im Grundwasser – sowohl bei der Schadstoffmenge wie auch in der Ausdehnung der Abstromfahne – festgestellt werden. Dennoch hielt die Fachbehörde weiteren Untersuchungsbedarf im Bereich der sanierten Schadstoffquelle auf dem Betriebsgrundstück für erforderlich, da dort in Abhängigkeit vom Grundwasserstand die LHKW-Belastungen deutlich schwankten. Man ging davon aus, dass im nahen Umfeld noch Restbelastungen in der ungesättigten Bodenzone vorhanden sind, so dass es bei ansteigenden Wasserständen zu einer verstärkten Mobilisierung dieser an den Bodenkörner absorbierten Schadstoffe kommt. Dies bestätigten die 2014 und 2015 erfolgten Anschlussuntersuchungen.
Gleichzeitig kommen die Untersuchungen jedoch zum Ergebnis, dass keine schädliche Verunreinigung des Grundwassers vorliegt. Die im Grundwasser gelöste Schadstoffmenge wird auf lediglich 0,3 Kilogramm geschätzt und auch die abströmende Fracht als sehr gering bewertet. Dieser gutachterlichen Einschätzung folgte das Regierungspräsidium Darmstadt als zuständige Fachbehörde. Ein weiterer Sanierungsbedarf ist somit nicht mehr gegeben, jedoch ist der Grundwasserpfad weiterhin zu überwachen. Insgesamt über drei Jahre – bis 2019 – wird halbjährlich der LHKW-Gehalt an 13 Messstellen überprüft.
Insgesamt kosteten die bisherigen, im Auftrag der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgeführten Untersuchungen und Sanierungen (ohne Monitoring der HIM ASG) am Betriebsstandort der ehemaligen Lackfabrik Erbenheim rund 450.000 Euro. Die eigentliche Sanierungsmaßnahme wurde hierbei mit Landesmitteln in Höhe von 327.000 Euro bezuschusst.