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Musterausstellung – Planungs- und Bauaufgabe

"Musterwohnung oder Musterausstellung…?" war zu Beginn des Projektes die Frage. Durch die ehemalige Nutzung als Verkaufsraum mit der dafür entsprechenden räumlichen Struktur, fiel die Entscheidung, eine Musterausstellung zu planen. Die Geometrie einer "typischen" Wohnung hätte, trotz einer Fläche von fast 200 Quadratmeter, nicht dargestellt werden können. So wurde bewusst eine Ausstellungsfläche geplant, die offen und hell, freundlich und einladend, warm und nicht-stigmatisierend sein sollte. Gemeinsam mit dem Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden wurde die Ausstellung räumlich und inhaltlich geplant und die Umbaumaßnahmen innerhalb von sechs Monaten durch ein interdisziplinäres Projektteam umgesetzt.

Vom Eingangsbereich unterhalb des Arkadengangs wird die Ausstellungsfläche erschlossen. Im vorderen, dem Tageslicht zugewandten Bereich, befindet sich der behindertengerechte, vollwertige Büroarbeitsplatz. Ein Info-Möbel mit Flyern informiert die Besucher über die an der Umsetzung der Maßnahme beteiligten Sponsoren. Der Raum weitet sich auf und stellt rechterhand ein barrierefreies Badezimmer mit höhenverstellbaren Dusch-WC, bodengleicher Dusche, einem Deckenlift und vielem mehr dar. Die Installationswand in Trockenbauweise wurde einseitig offen gelassen, um einen Einblick in die sonst verborgene Konstruktion mit der darin befindlichen Installation zu ermöglichen. Angrenzend folgt der Ausstellungsbereich zur Wohnraumgestaltung und Kommunikation, der fließend in den multifunktionalen Veranstaltungsbereich übergeht. Hier werden neben altersgerechten Möbeln auch Kommunikationsmittel gezeigt, wie zum Beispiel Großtastentelefone oder ein realer Hausnotruf und ein Smart-Home-System. Der Veranstaltungsbereich verfügt über biodynamisches Licht, welches der Tageszeit angepasst seine Lichtfarbe und –temperatur ändert. Ein Whiteboard sowie eine im Boden verlegte Induktionsschleife ermöglichen sowohl visuell als auch akustisch Unterstützung bei Vorträgen mit größeren Besuchergruppen. Der Themenbereich Erschließung mit einem funktionierenden Plattformlift bietet nicht nur Informationen zu digitalen Türspionen, beleuchteten Handläufen und vielem mehr, sondern ermöglicht auch bei nur 89 Watt eine "Lichtdusche" mit einer Lichtmenge von rund 7.200 Lumen (zum Vergleich: eine normale Glühlampe von 100 Watt Leistung hat eine Lichtmenge von rund 1.500 Lumen). Gerade in den dunkleren Jahreszeiten soll hierdurch die Produktion von dem glücksbringenden Hormon Serotonin gefördert werden. Durch eine Raumspartür gelangt man in den Sanitärbereich mit einem barrierefreien Besucher-WC, das der DIN-Norm 18040-1 – Barrierefreies Bauen – öffentlich zugängliche Gebäude entspricht. In der benachbarten (Personal-) Toilette kann ein Dusch-WC getestet werden.

Im angrenzenden Ausstellungsbereich zeigt eine Einbauküche eine komfortabele Ausstattung sowie Alltagshilfen rund um den Küchenbereich. Bei Veranstaltungen kann die Küche auch für die Zubereitung kleinerer Speisen und Getränke genutzt werden.

In der Mitte des Ausstellungsraumes bietet ein zentraler Info-Point die Möglichkeit, sich mit Hilfe zweier Internetterminals die vielfältigen Produkte und die entsprechenden Hersteller anzeigen zu lassen. Die vor Ort beschäftigten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle für barrierefreies Wohnen stehen zudem für persönliche, individuelle Beratungen zur Verfügung.

Die Ausstellung spricht sowohl persönlich betroffene Menschen wie auch fachlich Interessierte an. Der Veranstaltungsbereich wird themenübergreifend von verschiedenen Institutionengenutzt. Durch diese Vielzahl an Veranstaltungen wird das Thema der Barrierefreiheit zusätzlich "multipliziert", ohne dabei "aufdringlich" zu wirken.

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