George-Konell-Preis 2008
Für Silke Scheuermann
Die in Frankfurt lebende Schriftstellerin Silke Scheuermann wurde für ihr Werk mit dem George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet. Die öffentliche Preisverleihung fand im Dezember 2008 im großen Festsaal des Rathauses statt. Die Laudatio hielt der Literaturkritiker Uwe Wittstock ("Die Welt"). Ausgewählt wurde die Preisträgerin von einer Jury, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern des literarischen Lebens Wiesbadens zusammensetzt: Irene Friedrich-Preuß von der Stadtbibliothek, Dr. Alexander Hildebrand von der Goethe-Gesellschaft, Peter Leucht von der Buchhandlung Wiederspahn, Richard Lifka ein Journalist und Verleger und Claus Vaternahm, ein ehemaliger Buchhändler.
Silke Scheuermanns Gedichte bestechen durch die Eigenständigkeit ihres Tonfalls. Sie lassen Präzision in der Beobachtung und eine ausgeprägte Assoziationskraft erkennen. Gleichzeitig wird die melancholische Poesie ihrer Lyrik immer wieder von ironischen Tönen durchbrochen. Einige ihrer Gedichte sind kleine, tiefenscharfe Erzählungen. Ebenso überzeugt sie mit ihrer Prosa: Ihre Sprache ist von einer erstaunlichen Kraft der Vergegenwärtigung. Sie kann dem Leser mit wenigen Worten zeitgenössische Szenerien vor Augen stellen. Bei ihr wirkt das nie wie eine modische Lifestyle-Reportage, sondern immer wie ein kunstvoll verdichtetes Abbild der Gegenwart.
Für ihr Lyrikdebüt "Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen" erhielt sie 2001 den Darmstädter "Leonce-und-Lena-Preis" und gilt seitdem als literarische Entdeckung. 2004 folgte ein weiterer Gedichtband - "Der zärtlichste Punkt im All", 2005 konnte sie mit ihrem ersten Prosaband "Reiche Mädchen" überzeugen. 2007 erschien ihr Roman "Die Stunde zwischen Hund und Wolf", den sie im Literaturhaus vorgestellt hat. Für ihre Arbeit wurde sie mit einer Reihe von Stipendien und Förderpreisen bedacht; unter anderem mit dem Literaturstipendium in der Villa Aurora Los Angeles 2004 und dem "Hermann-Hesse-Literatur-Förderpreis" 2006. Silke Scheuermann wurde 1973 in Karlsruhe geboren und lebt heute in Frankfurt. Sie studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Frankfurt, Leipzig und Paris und arbeitete am Germanistischen Institut der Universität Frankfurt.
Der "George-Konell-Preis" wird alle zwei Jahre zum Andenken an den verstorbenen Schriftsteller Georg Konell verliehen. Dieser verbrachte viele Jahrzehnte in Wiesbaden, bevor er 1991 verstarb. Seitdem stiftet seine Witwe Ilse Konell alle zwei Jahre die 5.000 Euro Preisgeld für den Preis. Die Preisträger werden von einer Jury ausgewählt und müssen ihren Wohnsitz in Hessen oder einen biographischen Bezug zu Hessen haben. Der "George-Konell-Preis" wird für das literarische Gesamtwerk oder eine literarische Erstveröffentlichung eines Autors oder einer Autorin verliehen.