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Wiesbadener Kurier (WK)

Artikel

Der Wiesbadener Kurier (WK) erscheint seit dem 02.10.1945. Er war die siebte von den Amerikanern lizenzierte Tageszeitung des neuen Bundeslandes Groß-Hessen. Seine ersten Verleger waren Fritz Otto Ulm und Georg Alfred Mayer. Beide waren politisch unbelastet. Am 01.10.1945 überbrachte der amerikanische Colonel James R. Newman mit der Lizenz für den Wiesbadener Kurier zugleich auch die Nachricht, dass Wiesbaden Sitz der Landesregierung des neuen Bundeslandes sein werde. Dies war der spektakuläre Aufmacher der ersten Ausgabe des Wiesbadener Kuriers.

Die Ernennung zur Landeshauptstadt ermöglichte Wiesbaden nach Jahren der Not während der Zeit der Weimarer Republik und des »Dritten Reiches« in den Folgejahren den wirtschaftlichen Wiederaufstieg. Für Wiesbaden war es die Rückkehr zu einem von den Deutschen selbst verantworteten demokratischen Pressewesen. Bis zum Erscheinen des Kuriers hatten die Amerikaner vom Juni 1945 an die »Mitteilungen für den Stadtkreis Wiesbaden« herausgegeben, die noch bis 1948 existierten.

Verlag, Redaktion und Druckerei des Kuriers befinden sich im früheren Gebäude des Wiesbadener Tagblatts (WT), dem Pressehaus, in das man sich im Herbst 1945 auf Verordnung der Amerikaner einmietete. 1945 wurde das WT wie alle Zeitungen aus der Zeit des »Dritten Reiches« verboten. Es durfte erst wieder 1949 nach Aufhebung des Lizenzzwangs erscheinen. Im Kampf um die Marktanteile nach 1949 schadeten dem Kurier die Probleme, die er sich durch die Veröffentlichung sämtlicher Wiesbadener NSDAP-Mitglieder eingehandelt hatte, nicht. Eine entsprechende Beilage mit den Namen hatten die Amerikaner verfügt. Es kam zu einem Prozess, den der Verlag des Kuriers gewann. In der frühen Nachkriegszeit unterlag der Wiesbadener Kurier der amerikanischen Zensur.

In den ersten Monaten seines Erscheinens trug er wesentlich zur »Reeducation« der Bevölkerung in seinem Verbreitungsgebiet bei. Dazu gehörten neben Wiesbaden bald auch der Rheingau und der Untertaunus. Es erschienen ausführliche Berichte über die wichtigsten Repräsentanten des »Dritten Reiches« und ihre Verbrechen. Eine zeitweilige Deutschland-Ausgabe (1946) des Kuriers wurde 1948 wieder eingestellt.

1965 verlor der Wiesbadener Kurier seine Selbstständigkeit, er kam zur Mainzer Verlagsanstalt (MVA), die inzwischen als Verlagsgruppe Rhein Main (VRM) firmiert. 1976 wurde er zum letzten Mal im Pressehaus gedruckt, danach in der Druckerei der MVA in Mainz-Mombach. Im Herbst 2010 nahm die neue Druckerei in Rüsselsheim den Betrieb auf, gemeinsam mit dem Verlag des »Darmstädter Echos«. Die Verlagsgruppe Rhein Main mit Sitz in Mainz produziert insgesamt 26 Tageszeitungen, die größten sind die »Mainzer Allgemeine« und der Wiesbadener Kurier.

Seit 2000 gibt es den Kurier auch online und seit 2008 sind dort auch Videos zu sehen, von Lokalnachrichten über Hessen- und Deutschlandthemen bis zum Weltgeschehen. 2010 hatte der Wiesbadener Kurier eine verkaufte Auflage von rund 50.000. Derzeit erscheinen Wiesbadener Tagblatt und Wiesbadener Kurier abgesehen vom Titelkopf in identischer Ausfertigung. Auch die Auflagenhöhe wird nicht mehr getrennt ausgewiesen.

Literatur

Immer mittendrin. 100 Jahre Pressehaus Wiesbaden. Hrsg.: Schröder, Stefan/Gerber, Manfred, Frankfurt 2009.