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Wagemann, Jean Baptiste (gen. Schambetist)

Wagemann, Jean-Baptiste (gen. Schambetist)

Müller, Bäcker, Politiker

geboren: 09.07.1829 in Bingen (Rhein)

gestorben: 26.11.1922 in Wiesbaden


Artikel

1847 kam Wagemann von Bingen nach Wiesbaden. Sein Vater Karl Wagemann hatte die bereits 1356 erwähnte Kimpelmühle in der damaligen Metzgergasse (heute Wagemannstraße/Ecke Kleine Langasse) erworben. Wagemann übernahm in jungen Jahren die Mühle und die inzwischen angegliederte Bäckerei und baute den gewerblichen Betrieb in kürzester Zeit zu einer der drei großen »Brodfabriken« Wiesbadens aus.

1873 erlangte Wagemann Berühmtheit als Ziel des von Gerüchten über ansteigende Brotpreise ausgelösten Brotkrawalls. Der Krawall, oder auch, wie berichtet wird, die guten Geschäfte im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mit der Lieferung von »Kommissbrot« an die Soldaten, veranlassten Wagemann 1873 schon mit 44 Jahren sein Unternehmen an Anton Westenberger zu verkaufen und sich ganz der Politik zu zuwenden.

Bereits seit 1861 war er im Bürgerausschuss und 1877 wurde er Mitglied im Gemeinderat, dem er bis zu seiner Ernennung zum Stadtrat 1891 angehörte. Zu seiner ehrenamtlichen Funktion als Stadtrat gehörte unter anderem die Tätigkeit in der Akzise (Steueramt), in der Schlachthofdeputation, in der Verwaltung der Versorgungshäuser. Am 09.07.1899 wurde ihm hierfür der durch die Steinsche Städtereform geschaffene Titel »Stadtältester« verliehen. 1902 legte er alle Ämter nieder.

Nach dem Verkauf seines Betriebes lebte er als Rentner. 1913 ehrte ihn die Stadt für seine sozialen Verdienste mit der Umbenennung der Metzgergasse in Wagemannstraße Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof.

Literatur

Ey, Hildegard: Jean Baptiste Wagemann (1829–1922). In: Wiesbadener Leben 7/92 [S. 32 f.].

Goertz, Walter: Wagemann (-Strasse), Wiesbaden 2006 (Stadtarchiv Wiesbaden).

Steffens, Horst: Der Wiesbadener Brotkrawall von 1873. In: Nassauische Annalen 100/1989 [S. 175–196].