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Stadtwerbung

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Um im Wettbewerb mit den anderen deutschen Badeorten bestehen zu können, unternahm Wiesbaden seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts verstärkte und gezielte Anstrengungen im Bereich öffentlicher Werbung.

Seit etwa 1820 hatten balneologische Werke vom wissenschaftlichen Standpunkt aus für den Besuch der Heilquellen geworben; schon zuvor und vermehrt in den 1830er-Jahren schilderten Reiseberichte, auch in französischer und englischer Sprache, das angenehme Leben in der Kurstadt. Erst die Eisenbahn schuf dann die Voraussetzungen für eine signifikante Zunahme des Fremdenverkehrs – seit dieser Zeit mehren sich auch die Anzeichen für systematischere Bemühungen um Kurgäste. Seit etwa 1850 erschienen Kurkalender, Fremdenführer sowie Alben, Stadtpläne und Stiche, die die Sehenswürdigkeiten anpriesen, mit größerer Regelmäßigkeit.

Eine neue Dimension erlangte die Werbung seit der Annexion Nassaus: Jetzt ist eine stärker von der Stadtverwaltung gelenkte Öffentlichkeitsarbeit wahrzunehmen. So sammelte man seit 1867 Prospekte konkurrierender Kurstädte, z. B. von Karlsbad oder Schlangenbad, und publizierte Annoncen in englischen, französischen, belgischen und amerikanischen Zeitungen. Der spätere städtische Kurdirektor Ferdinand Hey’l betonte in seinen 1871 verfassten »Vorschlägen für den Betrieb der städtischen Cur-Verwaltung« die Bedeutung von »Annoncen und Reclame« für die Stadt. Die Stadtwerbung entwickelte sich zu einem intensiv gepflegten Instrument städtischen Politik.

Nachdem Wiesbaden bereits in nassauischer Zeit große Kongresse wie im September 1852 die Generalversammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Gast gehabt hatte, ging man nun gezielt dazu über, die Stadt als Tagungsort und Kongressstadt zu vermarkten. Seit der Jahrhundertwende geschah dies auch mit Hilfe modernerer Medien wie Werbemarken, Postkarten, Plakaten, Leuchtreklamen und schließlich mittels Film.

Der wirtschaftliche Einbruch des Ersten Weltkriegs und die anschließende Besatzungszeit brachten auch das Ende des althergebrachten Luxusimages der Stadt. Nach 1933 propagierten die braunen Machthaber Wiesbaden zwar erneut als Weltkur- und Kongressstadt, jetzt allerdings unter den veränderten ideologischen Vorzeichen der »Volkskur«; der Slogan »Uralte Heilkraft, ewigjunge Schönheit« und ein einheitliches Erscheinungsbild für sämtliche Werbeerzeugnisse wurden festgelegt.

Nach 1945 setzte man weiterhin auf die Weltkurstadt, die z. B. 1954 als »Klassische Stätte des Genesens und Genießens« und 1955 als »Heilbad und festliche Stadt« beworben wurde. Nach dem Bau der Rhein-Main-Hallen verschob sich seit 1957 der Schwerpunkt mehr und mehr auf das Kongresswesen sowie auf die neue Funktion als Wirtschaftsstandort und Einkaufsstadt, aber noch 1971 heißt es über Wiesbaden: »Kur- und Kongressstadt mit Charme«.

Seit den 1980er-Jahren ist ein Trend zu mehr Nüchternheit zu beobachten: neuere Imagebroschüren werben schlicht mit dem Namen und dem Logo der Stadt.

Literatur

Giese, Torben: Moderne städtische Imagepolitik in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Offenbach. Studien zur Geschichte der Stadt Frankfurt, 57, Frankfurt am Main 2010.

Kurprospekt, 1913 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, C168
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