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Annexion Nassaus durch Preußen

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Mit einem am 03.10.1866 auf Schloss Babelsberg bei Berlin durch König Wilhelm von Preußen unterzeichneten »Patent wegen Besitznahme des vormaligen Herzogthums Nassau« endete die Herrschaft der Nassauer Herzöge in Wiesbaden.

Vorausgegangen war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich, zu der es vordergründig wegen Unstimmigkeiten der beiden Staaten bei der gemeinsamen Verwaltung von Schleswig-Holstein gekommen war. Preußen strebte eine Annexion dieses Gebietes an und hatte bereits unter dem Bruch des dem Deutschen Bund zugrunde liegenden Vertrages im April 1866 ein geheimes Angriffsbündnis mit Italien gegen Österreich abgeschlossen. Im Eigentlichen ging der Kampf nämlich um die Vorherrschaft Preußens in Deutschland, die Bismarck auf jeden Fall für die preußische Krone – notfalls auch durch Krieg – entscheiden wollte.

Schon drei Wochen nach Kriegsbeginn kam es am 03.07.1866 in der Schlacht bei Königgrätz zum entscheidenden Sieg der Preußen, welcher am 26.07.1866 in den Vorfrieden von Nikolsburg einmündete. Im endgültigen Frieden von Prag stimmte Österreich am 23.08.1866 der Auflösung des Deutschen Bundes und der Einverleibung mehrerer deutscher Mittel- und Kleinstaaten, darunter auch Nassaus, das auf österreichischer Seite gekämpft hatte, durch Preußen zu.

Bereits am 28.07.1866 waren preußische Truppen in das nördliche Nassau eingedrungen und hatten zeitweise Montabaur, Dillenburg, Herborn und Ems besetzt. Nach der Schlacht von Königgrätz befahl Bismarck der preußische Mainarmee, das ganze Herzogtum zu besetzen. Herzog Adolph zu Nassau verließ am 15.07. Wiesbaden. Die Entschädigungsverhandlungen mit Preußen zogen sich über ein Jahr hin. Im Abfindungsvertrag vom 18.09.1867 garantierte man ihm das Eigentum an den Schlössern in Biebrich und Weilburg, am Jagdschloss Platte bei Wiesbaden, am Paulinenschlösschen sowie einigem Waldbesitz. Zusätzlich erhielt er eine finanzielle Entschädigung von über 15 Mio. fl. Wiesbaden wurde am 18.07.1866 von preußischen Truppen besetzt.

Die Annexion Nassaus stieß kaum auf Widerspruch in der Bevölkerung. Am 29.07. übernahm der ehemalige Landrat von Wetzlar, Gustav von Diest, als Zivilkommissar die nassauische Verwaltung und vermochte es, mit vertrauensbildenden Maßnahmen für die preußische Monarchie zu werben. Bei der feierlichen Proklamation der Übernahme konnten am 09.10.1866 auf dem Schillerplatz preußische und nassauische Fahnen einträchtig nebeneinander wehen.

Literatur

Faber, Rolf: Herzogtum Nassau 1806–1866, Wiesbaden 1982.

Schmidt-von Rhein, Georg: Wo Kaisers baden gingen, Wiesbaden 1991.