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Spett, Henry C.

Spett, Henry C.

Verleger

geboren: 03.12.1898 in Krakau (Österreich-Ungarn)

gestorben: 04.04.1972 in New York


Artikel

Spett, der aus einer jüdischen Familie stammte, die 1900 nach Wiesbaden zog, meldete sich nach dem Besuch der Oberrealschule am Zietenring 1916 freiwillig zur österreichisch-ungarischen Armee und legte 1917 das Kriegsabitur ab. Er studierte in Wien und Frankfurt am Main Nationalökonomie, unter anderem bei Max Weber.

Am 01.01.1923 gründete er im Hinterhof der Blücherstraße 20 in Wiesbaden die spätere Westdruckerei. Den Auswirkungen der Inflation entging der Betrieb durch die Herstellung von Weinetiketten regionaler Weingüter und mit Hilfe von Aufträgen aus Frankreich.

Ab 1925 wurde die Westdruckerei, nunmehr in der Dotzheimer Straße 26, eine GmbH mit Spett als Geschäftsführer und brachte Publikationen zu jüdischen Themen, aber auch ein international nachgefragtes Werk über den regionalen Weinanbau heraus. 1925 und 1926 publizierte Spett die Zeitschrift »Die Wilhelmstraße«, in der kulturelle Ereignisse Wiesbadens und internationale Kunstströmungen von Persönlichkeiten wie Alfons Paquet und Carl Hagemann thematisiert wurden. Weitere Periodika waren die Wochenzeitung »Die Menschheit« und das »Wiesbadener Fremdenblatt«; auch Werbebroschüren für die Industrie sowie Flugblätter für SPD und KPD wurden hergestellt. Die Westdruckerei entwickelte sich in den 1920er-Jahren zusehends zu einem ansehnlichen mittelständischen Unternehmen mit 70.000 Mark Umsatz pro Jahr.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 griff Spett Hermann Göring in einem Brief politisch direkt an. Im Juni erfolgte die Schließung des Betriebes durch die SA. Spett befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Brüsseler Exil und arbeitete als Betriebsleiter in der Druckerei, welche die Zeitung »L’ Avenir Juif«, Wochenzeitung der zionistischen Förderation Belgiens, herausgab. Im Exil heiratete er seine frühere Wiesbadener Prokuristin Lizzie (Lisel) Dreyfuß. 1940 wurde Spett Teilhaber der Druckerei, musste aber mit seiner Familie vor dem Einmarsch der deutschen Truppen unter Zurücklassung seiner Privatbibliothek fliehen, die speziell Hebraica und Judaica sowie rare Ausgaben anderer Themengebiete aus dem 17. und 18. Jahrhundert umfasste und später von Alfred Rosenberg und seinem Einsatzstab beschlagnahmt wurde. Über Frankreich flüchtete die Familie nach Spanien und Portugal und im November 1940 nach New York City. In den USA baute Spett erneut einen Verlag auf. Bis zu seinem Tod kämpfte er um eine angemessene Entschädigung.

Literatur

Bembenek, Janina: Henry Spett – Ein jüdischer Wiesbadener Verleger und Bibliophiler zwischen Existenzgründung und Exil. Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft Universität Leipzig (unveröffentlichte Hausarbeit) 2011.