Schellenberg, Gustav August Ludwig David
Schellenberg, Gustav August Ludwig David
Botaniker, Verleger
geboren: 28.09.1882 in Wiesbaden
gestorben: 04.06.1963 in Wiesbaden
Artikel
Schellenberg volontierte nach dem Abitur 1901 im elterlichen Betrieb, der Schellenberg’schen Hofbuchdruckerei. 1903–10 studierte er in Zürich, Heidelberg und München Botanik und promovierte. Nach verschiedenen Positionen in wissenschaftlichen Instituten kehrte er 1913 nach Wiesbaden zurück, um bis zu seiner Einberufung zum Militär (1915) beim Wiesbadener Tagblatt (WT) als Chefredakteur zu arbeiten. Nach dem Krieg, den er im Heimatheer überstanden hatte, setzte er seine wissenschaftliche Laufbahn in München, Kiel und Göttingen fort. 1919 folgten die Habilitation und 1926 die Berufung zum außerordentlichen Professor in Göttingen. Nach dem Tod seiner Mutter Marie Schellenberg 1932 leitete er die Druckerei und das WT.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten entging das WT dem Pressesterben, da S. die Orientierung des Tagblatts zuvor schon etwas nach rechts gerückt hatte. Nach Maßgabe des 1933 erlassenen Schriftleitergesetzes musste er aber den geschätzten jüdischen Chefredakteur Hermann Lekisch entlassen. Als Mitglied des Frontkämpferbundes »Stahlhelm« wurde Schellenberg 1934 in die SA und dann in die NSDAP übernommen. Wie alle anderen in der NS-Zeit aktiven Zeitungsverleger erhielt Schellenberg 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht Berufs- und Hausverbot.
1949 konnte er das WT wieder erscheinen lassen, musste aber bald erkennen, dass der von der amerikanischen Administration lizenzierte Wiesbadener Kurier inzwischen den Markt weitgehend besetzt hatte. Schellenberg wirkte als Gesellschafter und einer von zwei Geschäftsführern bis wenige Monate vor seinem Tod für das von seinen Vorvätern geschaffene WT. Er ist auf dem Nordfriedhof bestattet.
Literatur
Müller-Schellenberg, Guntram: Die Wiesbadener Buchhändler-, Drucker- und Verlegerfamilie Schellenberg. In: Schmidt von Rhein, Georg (Hrsg.). 175 Jahre Wiesbadener Casino-Gesellschaft 1816-1991. Taunusstein 1991.
Schellenberg, Gustav [u.a.]: Geschichte der Familie Schellenberg und Schellenberger. (Teillieferungen) Wiesbaden 1922–1931 [S. 218–226; 242 f.].