Sprungmarken

Mix, Erich

Mix, Erich

Jurist, Oberbürgermeister

geboren: 27.06.1898 in Labuhnken (Westpreußen)

gestorben: 09.04.1971 in Wiesbaden


Artikel

Mix ist einer der wenigen Oberbürgermeister in Deutschland, die sowohl in der NS-Zeit als auch in der Bundesrepublik dieses Amt bekleideten. Er war verheiratet mit Erna Mix, geb. Thiem. Nach dem Notabitur 1916 nahm Mix als Infanterist und Flugzeugführer am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er Rechtsund Staatswissenschaften in Berlin und Greifswald.

1931 trat er in die NSDAP ein. 1931 wurde er 2. Bürgermeister in Stolp (Pommern), 1933 Bürgermeister in Stettin (Pommern), 1934 in Tilsit (Ostpreußen). 1937–45 war er Oberbürgermeister in Wiesbaden. Von 1939 an bekleidete er das Amt nur noch formell, denn er wurde zur Luftwaffe eingezogen und vom Dienst als Oberbürgermeister beurlaubt. Von 1944 an war Mix Oberst der Reserve. Die Amtsgeschäfte in Wiesbaden übernahm während dieser Zeit Bürgermeister Felix Piékarski, ein fanatischer Nationalsozialist. Bereits 1933 war Mix in der SS, trat aber 1934 vorübergehend wieder aus, weil er zum Kreisamtsleiter für Kommunalpolitik berufen worden war. 1939 erfolgte seine Wiederaufnahme in die SS als Obersturmbannführer, 1944 wurde er zum Standartenführer befördert. Mix stand mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Kontakt, der ihn zum Stadtoberhaupt von Berlin berufen wollte, dann aber wieder davon Abstand nahm.

Nach dem Krieg wurde Mix von den Amerikanern in Darmstadt inhaftiert. Eine Darmstädter Spruchkammer bewertete ihn 1946 als »belastet, Stufe II«. Von der Berufungsinstanz, einer Wiesbadener Spruchkammer, wurde er nur noch als »minder belastet, Stufe III« eingestuft, nach einer Bewährungsfrist von einem halben Jahr galt er als »Mitläufer, Stufe IV«. Der Wiesbadener Historiker Philipp Kratz zeigte in seiner Examensarbeit auf, dass Mix 1937 und 1938 für die Enteignung der Wiesbadener Juden zuständig und nach dem Krieg wiederum als Gutachter vor der Wiedergutmachungskammer für Rückerstattungen jüdischen Vermögens zuständig war.

Mix trat in die FDP ein, 1952–54 war er Stadtverordneter, 1953/54 Stadtverordnetenvorsteher. 1954 wählte ihn eine Koalition aus FDP und CDU zum Oberbürgermeister. Das Amt übte er bis 1960 aus, als eine neue Parteienkonstellation Georg Buch zum Oberbürgermeister wählte. In Mixs NSDAP-Amtszeit fällt die Einweihung der neuen Brunnenkolonnade mit Rotunde am Kurhaus und der umgestalteten Theaterkolonnade, in seine FDP-Amtszeit die Eröffnung der Rhein-Main-Hallen 1957. 1958–66 war Mix Mitglied des Hessischen Landtags, 1961–63 Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, später Landtagsvizepräsident. Zeitweise war er auch Kreisvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes.

Literatur

Kratz, Philipp: Erich Mix. Der zweifache Oberbürgermeister (1937–1945 und 1954–1960). In: Nassauische Annalen 119/2008 [S. 475–489].