Piékarski, Felix
Piékarski, Felix
Justizbeamter, Politiker
geboren: 10.07.1890 in Gruczno (Landkreis Schwetz, poln. Świecie)
gestorben: 13.02.1965 in Wiesbaden
Artikel
Piékarski trat im Oktober 1907 in das Preußische Heer ein. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte er als Leutnant zurück und gehörte 1919–20 dem Freikorps Lützow an. 1921 trat er in den Justizdienst ein und war ab 1924 als Justizsekretär bzw. Justizobersekretär beim Amts- und Landgericht Wiesbaden beschäftigt.
1928 schloss er sich der NSDAP und der SS an und zog im März 1930 in den Wiesbadener Magistrat ein. Im Juli 1931 musste er das – unbesoldete – Amt als Stadtrat wieder aufgeben, da der preußische Justizminister eine Mitgliedschaft von Landesbeamten in radikalen Parteien untersagt hatte. Im März 1933 zog er erneut in das Wiesbadener Stadtparlament ein und übernahm dort das Amt des NSDAP-Fraktionsführers. Im Oktober 1933 erfolgte seine offizielle Amtseinführung zum Bürgermeister. 1939 wurde Piékarski zum Militär eingezogen und tat als Chef einer Panzerjägerkompanie an der Westgrenze Dienst, übernahm dann aber noch im selben Jahr stellvertretend für den zur Luftwaffe abkommandierten Erich Mix die Geschäfte des Oberbürgermeisters der Stadt Wiesbaden. Im März 1945 flüchtete er vor den heranrückenden alliierten Truppen in Richtung Vogtland, nachdem er zuvor die Vernichtung diverser Aktenbestände angeordnet und sich auch selbst an deren Zerstörung beteiligt hatte.
Im Juni 1945 nach Wiesbaden zurückgekehrt, wurde er festgenommen und bis 1949 auf der Festung Hohenasperg und in Darmstadt interniert. Im Zuge des Entnazifizierungsverfahrens als »Belasteter« eingestuft, lebte er seit 1949 wieder in Wiesbaden.
Piékarski hatte, neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister Wiesbadens, bis 1945 diverse Partei- und Staatsämter inne, unter anderem war er von 1929–32 Mitglied des Nassauischen Kommunallandtags, gehörte 1932–33 dem Preußischen Landtag an und hatte ab August 1943 ein Reichstagsmandat inne. 1933–35 und nochmals während des Zweiten Weltkriegs war er Kreisleiter der Wiesbadener NSDAP. Außerdem gehörte er als SS-Standartenführer dem Stab des SS-Oberabschnitts Rhein an.
Literatur
Lilla, Joachim (Bearb.): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch, Düsseldorf 2004 [S. 467 f.].
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Burckardt, Barbara und Pult, Manfred
Nassauische Parlamentarier. Ein biographisches Handbuch. Teil 2: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1933. Historische Kommission für Nassau (Hrsg.), Wiesbaden 2003. [S. 255 f.].