Liebl, Karl

In der Ära des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden nach dem Zweiten Weltkrieg und der neu begründeten Internationalen Maifestspiele gehörte Liebl zu den großen Sängerpersönlichkeiten. Er war zunächst Volksschullehrer. Nach Kriegsende studierte er neben seinem Beruf in München und Augsburg Gesang und debütierte 1950 am Stadttheater Regensburg.

1951 engagierte ihn Intendant Heinrich Köhler-Helffrich als jugendlichen Heldentenor. Liebl ließ sich in Wiesbaden nieder. Dem Theater blieb er trotz seiner zahlreichen internationalen Verpflichtungen bis 1968 als Ensemblemitglied verbunden. Legendär waren seine Auftritte in den großen Wagnerpartien, so als Lohengrin, Tannhäuser, Tristan, Parsifal, Siegfried. Tragende Rollen verkörperte er in vielen anderen Opern wie in Pfitzners »Palestrina« (eine Lieblingspartie), in Richard Strauss’ »Salome« und »Frau ohne Schatten« oder in Verdis »Aida« und »Othello«.

Nach dem Ende seiner Sängerkarriere wurde Liebl 1968 zunächst Dozent am Wiesbadener Konservatorium, bald darauf bis 1985 Professor für Gesang und Sprecherziehung im Fachbereich Musikerziehung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Als Heldentenor war Liebl national und international ein gesuchter und gefeierter Vertreter seines Faches. Engagements und Gastspielverträge führten ihn an die Metropolitan Opera in New York, die Wiener Staatsoper, die Staatsoper Berlin, die Kölner Oper und an weitere bedeutende Bühnen in Europa und den USA. Legendär wurde 1958 sein Tristan-Auftritt in Chicago gemeinsam mit Birgit Nilsson (1918–2005) in der Titelpartie unter der Leitung von Artur Rodziński (1892–1958). Rudolf Bing (1902–1997), der damalige Chef der Metropolitan Opera, holte Liebl nach New York, wo er am 02.11.1959 als Lohengrin debütierte und in neun Spielzeiten bis 1968 in 57 Vorstellungen sang.

Liebls letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof in Wiesbaden-Sonnenberg.

Asche, Gerhard: Belcanto statt Sprechgesang. Ein Porträt des Tenors Karl Liebl. In: Opernwelt, August 1994.

Zeitungsauschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Liebl, Karl".