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Lazarus, Paul (Pinhas)

Lazarus, Paul (Pinhas)

Bezirks- und Stadtrabbiner, Publizist

geboren: 30.10.1888 in Duisburg

gestorben: 01.01.1951 in Haifa


Artikel

Der hochgebildete und sozial engagierte Lazarus war 1918–38 sowohl Wiesbadener Bezirksrabbiner als auch Stadtrabbiner in der Synagoge am Michelsberg. Zudem hatte er sich als Präsidiumsmitglied der »Vereinigung der Liberalen Rabbiner Deutschlands« weit über Wiesbaden hinaus einen Namen gemacht. Lazarus hat in Marburg und Erlangen sowohl Jüdische Theologie, Geschichte als auch Philosophie studiert und promovierte 1911 in Erlangen. Anschließend besuchte er in Breslau das Jüdisch-Theologische Seminar, eine der bedeutendsten Lehrstätten des modernen Judentums.

Im Ersten Weltkrieg betreute Lazarus als Feldrabbiner jüdische Soldaten an der Front. Nach dem Krieg widmete er sich in Wiesbaden gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig Walfisch, die aus Warschau stammte, der Integration der zugewanderten, oft armen »Ost-Juden«. Neben seinem Engagement als Präsident der Nassau-Loge und als Mitbegründer und Dozent des Jüdischen Lehrhauses in Wiesbaden betrieb er Jugendarbeit im überparteilichen, nicht-zionistischen »Verband der jüdischen Jugendvereine Deutschlands«.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 setzte Lazarus sich für den Ausbau der sozialen Hilfen in der »Jüdischen Wohlfahrtszentrale« ein, zu der sich – auf seine Anregung hin – in Wiesbaden der »Hilfsverein der Juden in Deutschland«, der »Israelitische Unterstützungsverein«, die »Vereinigung jüdischer Frauen« und die »Rituelle Küche für den Mittelstand« zusammengeschlossen hatten. Als jüdische Kinder in öffentlichen Schulen immer stärker diskriminiert wurden, sorgte er 1936 für die Einrichtung einer provisorischen Schule in der Mainzer Straße.

1939 emigrierte Lazarus mit seiner Familie nach Palästina. In Haifa musste er als »Privatrabbiner« arbeiten; eine Anstellung als Gemeinderabbiner war fast unmöglich – in Palästina existierten nur ganz wenige liberale Gemeinden. 1949 publizierte er die Schrift »Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden«, ein Erinnerungsbuch an eine zerstörte Gemeinde.

Lazarus Tochter Eva wurde Professorin für muslimische und jüdische Geschichte und schenkte dem Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte (AMS) gemeinsam mit ihrer Schwester die bedeutende Bibliothek ihres Vaters. In Wiesbaden erinnert die Paul-Lazarus-Straße an ihn.

Literatur

Bembenek, Lothar: Rabbiner Dr. Paul Lazarus. In: Wiesbaden international 1/1982.

Paul Lazarus Gedenkbuch. Beiträge zur Würdigung der letzten Rabbinergeneration in Deutschland, Jerusalem 1961.

Tonband-Interviews von Lothar Bembenek mit der Tochter Eva Yafeh in Jerusalem von 1982 (Sammlung Bembenek).