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Lancaster, Pete /Piet (eig. Peter Lampert)

Lancaster, Pete/Piet (eig. Peter Lampert)

Jazzpianist, Sänger, Schauspieler

geboren: 23.06.1946 in Wiesbaden

gestorben: 24.02.2012 in Wiesbaden


Artikel

Lancaster war der Großneffe des berühmten Jazzgitarristen Jean »Django« Reinhardt (1910–1953) und sein Vormund war der Musiker Sylvester Lampert. Der 7-jährige Lancaster lernte an der Musikschule Elisabeth Gail; später erhielt er Unterricht am Mainzer Konservatorium. Über London führten ihn seine Musikstudien in den 1960er-Jahren in die USA, wo er an der University of Berkeley seinen Abschluss als »Doctor of Jazz« erlangte. Früh schon entdeckte er seine Liebe zur schwarzen Musik: Soul, Jazz und »Rhythm and Blues«. Der 13-Jährige spielte 1960 sporadisch bei der Indo-Band »The Crazy Rockers« und mit »Glenn Barry & The Thunderbirds« in der City Bar in Wiesbaden. Dort entdeckte ihn Roman »Romano« Gold. Dieser war Leiter der Revue »The Romano Show«, einem Ensemble, das Tanz, Akrobatik und Musik von einer begleitenden Band namens »The Beat Boys« vereinte. Konzerte im Auftrag der US-Army führten sie in alle Welt. An seinem 14. Geburtstag debütierte der auch als Multi-Instrumentalist bekannte Lampert als Sänger der Gruppe in Ankara.

Die Plattenindustrie wurde auf den 17-jährigen Sänger Piet Lancaster (so nannte er sich inzwischen) mit der voluminösen, an Wilson Pickett (1941–2006) erinnernden Stimme aufmerksam. Heinz Gietz (1924–1981) produziert drei ins Deutsche übertragene Beat Adaptionen berühmter Gruppen. 1964 und 1965 erschienen bei Electrola drei Singles. Auf der Suche nach einem neuen Namen übertrug der von Lancasters Fähigkeiten beeindruckte Little Richard diesem die Rechte am Namen seiner ursprünglichen Begleitband »The Upsetters«. Die Gruppe firmierte jetzt unter »Peter Lancaster (oder Big Pete Lancaster) & The Upsetters« und nahm 1966 ihr Debütalbum »Rhythm & Blues« auf. Ende der 1960er-Jahre versuchte sich Lancaster mit einem eigenen Trio am Jazz und spielte als Gast in Übersee mit Größen wie Herbie Mann, Billy Cobham und B. B. King. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland folgten Plattenaufnahmen mit den »Berliner Symphonikern«, z. B. »Mack The Knife« oder »Happy Gipsy«.

Lancaster wirkte an den Kinofilmen »Man lebt nur zweimal« (1967), »Der Name der Rose« (1986) sowie an etlichen Folgen der Fernsehserie »Ein Fall für zwei« als Schauspieler mit. Am Ende seines Lebens lebte er krank und verarmt in Kaiserslautern. Durch die Vermittlung des ehemaligen Oberbürgermeisters Achim Exner konnte er 2011 wieder eine Wohnung in Wiesbaden beziehen. Lancaster wurde auf dem Friedhof Biebrich beerdigt.

Literatur

Pete Lancaster And The Upsetters: Smash! Boom! Bang! Beat in Germany The 60 s Anthology, Bear Family Records CD 1654 AR, Liner-Notes von Hans-Jürgen Klitsch, 2000.

Allgemeine Zeitung Mainz 03.05.2012.

Frankfurter Rundschau 03.06.2012.