Kortheuer, Christian Hermann Wilhelm August

Kortheuer studierte bis 1890 in Greifswald, Halle und Marburg evangelische Theologie und besuchte währenddessen das Predigerseminar in Herborn.

Nach seiner Ordination 1893 war er Hilfsprediger, ab 1894 Pfarrer in Eibelshausen. Nach Pfarrdienst in Hochheim und Flörsheim/Main ab 1899 wurde er 1911 Pfarrer der Lutherkirche in Wiesbaden und 1913 Vorsitzender der »Kirchlich-positiven Vereinigung«. 1914–18 war er Feldgeistlicher und Lazarettpfarrer. 1919 wurde er vom preußischen Kultusminister Konrad Haenisch zum Konsistorialrat im Nebenamt berufen und von der französischen Besatzungsbehörde bestätigt. Er arbeitete auch an der neuen Nassauischen Kirchenverfassung von 1922 mit.

1925 wurde er vom ersten nassauischen Landeskirchentag zum Landesbischof gewählt. 1933 beschloss der unter Führung der »Deutschen Christen« stehende neue Landeskirchentag die Vereinigung Nassaus mit Hessen-Darmstadt und Frankfurt am Main zur »Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen«. Kortheuer wurde pensioniert, der Wiesbadener Marktkirchenpfarrer Ernst Ludwig Dietrich zum »Bevollmächtigten« ernannt.

Kortheuer suchte, im »Kirchenkampf« der Bekennenden Kirche näher stehend, zwischen dieser und der neuen Kirchenleitung zu vermitteln. Bis 1959 blieb er führend in der Inneren Mission in Nassau tätig. 1945 wurde er von Regierungspräsident Hans Bredow mit der vorläufigen Leitung der Evangelischen Kirche in Nassau und Frankfurt beauftragt; für Nassau nahm er dieses Amt bis 1947 wahr. Innere Mission, Volksmission, Gemeindeaufbau und Seelsorge waren Kortheuers inhaltliche Schwerpunkte. 1927 verlieh ihm die Universität Marburg den theologischen Ehrendoktor.

Braun, Reiner: August Kortheuer, Darmstadt 2000.

Braun, Reiner: Kortheuer, Christian Hermann Wilhelm August. In: BBKL: Bd. XXII, Sp. 734–745.

Wahrheit und Bekenntnis. Kirchenkampf in Wiesbaden 1933–1945. Hrsg.: Geißler, Hermann Otto/Grunwald, Klaus-Dieter/Rink, Sigurd/Töpelmann, Roger, Wiesbaden 2014 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 12).