Sprungmarken

Kavalierhaus

Artikel

1820 überließ Wilhelm Herzog zu Nassau einen Teil des einstigen Burgareals der katholischen Gemeinde für den Bau einer Kirche. Da das Gelände jedoch sumpfig war, verkaufte es die Gemeinde 1826 an den Dachdeckermeister Konrad Kalb aus Lorch am Rhein.

Kalb errichtete ein schlichtes dreigeschossiges, für ein Privathaus sehr großes Bauwerk im klassizistischen Stil, das nicht nur als Wohnhaus diente, sondern auch das Gasthaus »Zum deutschen Haus« beherbergte. Zudem betrieb Kalb einen Kolonialwarenladen und einen Baumaterialienvertrieb. Ferner waren Räume an Stephan Herber vermietet, der die Hirsch-Apotheke dort einrichtete.

Während der Bauzeit des Stadtschlosses stellte sich heraus, dass dieses für eine größere Hofhaltung zu klein war. So erwarb Herzog Wilhelm kurz vor seinem Tod 1839 das Kalb’sche Anwesen. Sein Nachfolger, Herzog Adolph zu Nassau, ließ die noch im Hof stehenden Reste der alten Burg abreißen und errichtete dort die Reitbahn und das Marstallgebäude. Das Kalb’sche Doppelhaus nahm das Herzogliche Hofmarschallamt auf und führte seitdem den Namen Kavalierhaus.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kavalierhaus so stark zerstört, dass ein Wiederaufbau nicht möglich war. Die Stadt lobte daher einen Architektenwettbewerb aus mit dem Ziel, ein Bürogebäude für die Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes zu errichten, das ein Stockwerk mehr als das Kavalierhaus enthalten sollte. Stilistisch griff man bei dem Neubau auf die spätklassizistische Formensprache des Vorgängerbaus zurück. 1953 konnten die Büros des Statistischen Bundesamtes einziehen.

Seit 1975 wird das Gebäude vom Hessischen Landtag genutzt.

Literatur

Meurer, August Heinrich: Das Wiesbadener Kavalierhaus und seine Geschichte. In: Wiesbadener Tagblatt, 25.12.1930.

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.1 – Historisches Fünfeck. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005 [S. 103].

Kavalierhaus, 1971 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-1695, Urheber: Joachim B. Weber
1 / 1