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Jagdschloss Platte

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1822 beauftragte Herzog Wilhelm zu Nassau den Hofbaudirektor Friedrich Ludwig Schrumpf mit der Erbauung eines Jagdschlosses auf der Platte.

Die Bedeutung des Jagdschlosses liegt in seiner strengen Gestaltung als geschlossener Kubus, dessen Kantigkeit nur sparsam durch ornamentalen Schmuck im Dachgesims und Säulenkapitelle unterbrochen wird und ein wichtiges Beispiel des frühen Klassizismus darstellt. Unterstrichen wird dies durch den geometrischen Grundriss. Die Räume gruppieren sich um das runde Treppenhaus, das als zentraler Kuppelraum alle drei Stockwerke verbindet und im ersten Stockwerk acht ionische Säulen als beherrschendes Moment aufweist. In der Mitte des flachen Zeltdaches befand sich eine Aussichtsplattform, ein »Belvedere«, der den Blick in die Landschaft öffnete. Das Jagdschloss besaß insgesamt 54 Räume. Die Einteilung des Erdgeschosses und der Beletage waren jeweils streng symmetrisch. Zu ebener Erde lagen die offiziellen Räume und der Speisesaal, der schönste Raum des Jagdschlosses. Seine Ausstattung – u. a. waren die Wände mit Villmarer Marmor verkleidet – überragte alle anderen Zimmer. In der Beletage logierten auf der Westseite der Herzog und auf der Ostseite die Herzogin. Das oberste Stockwerk war insgesamt bescheidener ausgestattet als die Beletage. Die Einrichtung des Schlosses unterstrich durch die Verwendung von Jagdtrophäen und die Dekoration mit Jagdgemälden den Charakter als Jagdschloss. Berühmte Gäste wie Bismarck und Kaiser Napoleon III. logierten auf dem Jagdschloss, das mitsamt den Stallungen und dem angrenzenden Wildpark nach 1866 im Eigentum des Hauses Nassau verblieb.

Erst 1913 wurde das Anwesen mit 25 Morgen Ackerland und 50 Morgen Wald für 400.000 Mark an die Stadt Wiesbaden verkauft. Nach der Zerstörung durch eine Fliegerbombe im Zweiten Weltkrieg erfolgte seit 1989 auf Initiative der »Stiftung Jagdschloss Platte« der Wiederaufbau. 2003 wurde ein gläserner Überdachungsschirm auf das Bauwerk aufgesetzt, bis 2007 konnte auch das Treppenhaus wiederhergestellt werden. 2010 wurden die Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Das Jagdschloss Platte dient heute als Veranstaltungsort.

Literatur

Fünfrock, Gabriele: Das Jagdschloss Platte bei Wiesbaden. Eine archivalische Aufarbeitung. In: Kunst und Kultur am Mittelrhein. Festschrift für Fritz Arens, Worms 1982 [S. 162–172].

Fünfrock, Gabriele: Das Jagdschloss Platte – schlichtes Bauwerk mit feudalem Innenleben. Wiesbadener Kurier. Sonderseite aus Anlass der beginnenden Sanierung, 1989.

Jagdschloss Platte, Stich um 1860 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, ST-315, Urheber: unbekannt
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