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Internistenkongress

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Der Internistenkongress wurde im Kurhaus am 20.04.1882 ins Leben gerufen. Hier versammelten sich 188 der bekanntesten Ärzte aus dem deutschsprachigen Raum, darunter auch Emil Pfeiffer, Robert Koch (Berlin), Wilhelm Ebstein (Göttingen) und Adolf Kussmaul (Straßburg). Letzterer hatte zusammen mit den Professoren Carl Gerhardt (Würzburg), Ernst von Leyden (Berlin) und Eugen Seitz (Gießen) zu dieser konstituierenden Sitzung des »Congresses für Innere Medicin« eingeladen, um »[…] durch persönlichen Verkehr die wissenschaftlichen und praktischen Interessen der Inneren Medizin zu fördern.« Der erste Kongresspräsident, Friedrich Theodor von Frerichs (Berlin) präsentierte die medizinischen Fortschritte der Zeit. Drei Firmen stellten ihre medizinischen Geräte, Mikroskope und Arzneimittel aus. Als Höhepunkt des Internistenkongresses hielt Robert Koch einen Vortrag über seine Entdeckung der Tuberkelbakterien. Der Internistenkongress machte Wiesbaden von Anfang an zu einem Knotenpunkt des medizinisch-wissenschaftlichen Austauschs im deutschsprachigen Raum. Er blieb der Stadt mit einigen Ausnahmen während der anfänglichen Jahre treu.

Während des Ersten Weltkriegs fielen die Internistenkongresse aus. Im Verlauf des ersten Internistenkongresses nach dem Krieg 1920 wurde der bisherige Name aufgegeben und die veranstaltende Gesellschaft in Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) umbenannt. 1921 waren beim nunmehr 33. Internistenkongress bereits 100 Vorträge zu hören. Nach einer Unterbrechung während des Zweiten Weltkriegs tagte der 54. Internistenkongress 1948 zunächst in Karlsruhe, danach fanden die Veranstaltungen bis auf eine Ausnahme wieder in Wiesbaden statt. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre sahen sich die Internisten gesundheitspolitischen Problemen gegenüber, insbesondere wurde die Innere Medizin in der damals neu geordneten ärztlichen Gebührenordnung nicht mehr eigens aufgeführt. Da sich die DGIM satzungsgemäß nicht um politische Fragen kümmern konnte, wurde daher 1959 der Berufsverband Deutscher Internisten gegründet. In jedem Frühjahr treffen sich einige tausend Ärzte auf dem Internistenkongress mit seinen zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen und Fortbildungsveranstaltungen.

Die Daten des 113. Internistenkongresses und gleichzeitig 125-jährigen Jubiläums 2007 zeigen die Entwicklung, die er genommen hat: Rund 8.500 Teilnehmer besuchten rund 290 Vorträge und Diskussionsveranstaltungen, 135 Firmen stellten ihre Medizinprodukte vor. 2007 öffnete sich der Internistenkongress erstmals auch dem Laienpublikum: Im Rathaus und auf dem Rathausvorplatz konnte sich am Kongresswochenende jedermann über verschiedene Krankheitsbilder informieren und Experten der DGIM befragen. Auch die Fachthemen zeigten, verglichen mit dem ersten Internistenkongress, den Paradigmenwechsel in der Medizin: »Der ältere Patient« ist erst durch die Erfolge der Medizin zu einem wichtigen Schwerpunkt geworden. Nach dem Abriss der Rhein-Main-Hallen tagte der Internistenkongress 2015–16 in Mannheim. 2018 soll er in den dann fertiggestellten Neubau zurückkehren.

Literatur

125 Jahre Internistenkongresse. Hrsg.: Hiddemann, Wolfgang, München 2007.

Schulz, Alexander: Für die Einheit der Deutschen Medizin, 125 Jahre Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V., Wiesbaden 2007.

80. Internistenkongress, 1974 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-1080, Urheber: Joachim B. Weber
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