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Hotel Adler

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Das 1505 erstmals unter dem Namen »Kannen« erwähnte Hotel Adler, dessen Bad von der Adlerquelle gespeist und das Anfang des 17. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt wurde, wird 1662 vom Frankfurter Arzt Ludwig von Hörnigk in der zweiten Auflage seiner Beschreibung Wiesbadens als Badhaus ersten Ranges genannt. Eberhard Melchior, Leibarzt von Georg August Samuel Fürst zu Nassau-Idstein, berichtet 1696, das Adlerbad verfüge über unterschiedliche, mit Marmor kostbar eingefasste »fürstliche« Bäder, ebenso seien die Zimmer mit aller Bequemlichkeit versehen.

Nach wechselnden Eigentums- und Pachtverhältnissen erwarb der aus Bayern stammende Johann Peter Schlichter 1770 das Badhaus »Zum güldenen Adler«. Um 1800 ließ seine Witwe den größten Teil der Gebäude abreißen und durch einen Neubau im klassizistischen Stil ersetzen.

Das neue Hotel Adler erstreckte sich über drei Stockwerke; seine Front verlief auf einer Länge von 60 m entlang der Langgasse. Es verfügte über 60 gut eingerichtete Zimmer und 36 Bäder und erlebte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts seine Glanzzeit. 1806 ließ die Witwe Schlichter den »Blauen Saal« errichten, dem bis zur Fertigstellung des Gesellschaftshauses 1810 größten Saal Wiesbadens.  Schlichter erwarb 1796 die Fahr- und Briefpost des Fürsten von Thurn und Taxis als weiteren Geschäftszweig. 1787–91 wurde auf dem Gelände eine reformierte Kirche errichtet. Nach weiteren baulichen Veränderungen und Geländezukäufen verfügte der Adler 1846 über 86 Fremdenzimmer und 56 Bäder.

1878 erwarb der Kaufmann Wolfgang Büdingen das Hotel Adler und verkaufte es 1899 für 1,8 Millionen Mark an die Stadt. Kurze Zeit später wurde die Hotelanlage zusammen mit dem Hotel Goldener Brunnen abgerissen, um der Coulinstraße und der 1913 eingeweihten Kaiser-Friedrich- Therme Platz zu machen.

Literatur

Czysz, Walter: Vom Römerbad zur Weltkurstadt, Geschichte der Wiesbadener heißen Quellen und Bäder, Wiesbaden 2000 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 7).

Roth, F. W. E.: Geschichte und historische Topographie der Stadt Wiesbaden im Mittelalter und der Neuzeit, Wiesbaden 1883 [S. 515 f.].

Spiegel, Margit: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871– 1914. Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts, Bd. 1, Wiesbaden 2003 [S. 18–22].