Sprungmarken

Holl, Philipp Wilhelm

Holl, Philipp Wilhelm 

Politiker, Gewerkschaftsfunktionär

geboren: 15.08.1879 in Hömberg bei Nassau Unterlahn

gestorben: 06.12.1967 in Wiesbaden


Artikel

Holl absolvierte eine Lehre als Maler und Lackierer, anschließend leistete er seinen Wehrdienst ab. 1904–14 war er Gewerkschaftssekretär des Maler- und Lackiererverbandes für Wiesbaden und Umgebung. Zugleich nahm er ehrenamtliche Funktionen wahr, z. B. als Armenpfleger, als Beisitzer im Versicherungsamt und beim Arbeitsamt. 1912 zählte er zu den Gründern des »Touristenverein(s) Die Naturfreunde«.

Im Ersten Weltkrieg war er ein halbes Jahr an der Front, lag mehrere Monate im Lazarett und war zuletzt im Sanitätsdienst tätig. Er leitete von 1915 an die Fürsorgestelle beim Roten Kreuz für Kriegsbeschädigte und -hinterbliebene in Wiesbaden, der er auch nach Kriegsende städtischerseits vorstand.

Der SPD trat er vor 1918 bei, für sie saß er ab 1919 – zunächst als unbesoldeter Stadtrat – im Wiesbadener Magistrat, 1930–33 in besoldeter Funktion. Ende 1922 war er die führende Kraft bei der Gründung des Ortsausschusses Wiesbaden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und deren Vorsitzender bis zur gewaltsamen Auflösung durch die Nationalsozialisten 1933. 1923 brachte ihm sein Engagement gegen den Separatismus eine Ausweisung durch die französische Besatzungsmacht ein. 1926–32 war er Mitglied des Nassauischen Kommunallandtags. Am 09.03.1933 aus seinen Ämtern verjagt, war er in der NS-Zeit Verfolgung und Drangsal ausgesetzt und zeitweise inhaftiert. Dennoch hielt er die Kontakte zu seinen früheren politischen Weggefährten aufrecht.

Nach Kriegsende amtierte er vom 24.07.1945 bis 13.07.1948 als Bürgermeister. Daneben engagierte er sich für den Wiederaufbau der AWO, die ihn anlässlich seines 75. Geburtstages zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannte und ihren ersten Kindergarten der Nachkriegszeit in der Gabelsbergerstraße nach ihm benannte.

Für seine Verdiente wurde Holl unter anderem mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Wiesbaden und dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. In Wiesbaden erinnert eine Straße an den Politiker. Holl ist auf dem Südfriedhof begraben.

Literatur

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 344].