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Henkell, Karl

Henkell, Karl

Sektfabrikant, Geschäftsführer, Mitinhaber der Sektkellerei Henkell & Co.

geboren: 14.04.1888 in Mainz

gestorben: 10.02.1944 in Wiesbaden


Artikel

Henkell, Enkel des Firmengründers der Sektkellerei Henkell & Co., Adam Henkell (1801–1866) wurde nach dem Besuch der Genfer Handelshochschule als 16-Jähriger an die Firma herangeführt.

1908–10 war er in Import- und Exporthäusern in England und den Vereinigten Staaten tätig und wirkte in der Folge besonders im Außendienst in Europa und Übersee. Sein Vater Rudolf (1843–1912) hatte das Auslandsgeschäft der Weinhandlung und Sektkellerei seit 1866 intensiviert, so dass das Unternehmen den Wirtschaftsboom der zweiten Gründerzeit erfolgreich nutzen konnte. Seit 1911 war Henkell neben seinem 20 Jahre älteren Bruder Otto Heinrich Adolf Henkell persönlich haftender Gesellschafter in der Kellerei und wurde in dieser Eigenschaft 1913 Beiratsmitglied der Wiesbadener Industrie- und Handelskammer (IHK), der er über 30 Jahre angehörte. Vor dem Ersten Weltkrieg erhielt Henkell eine militärische Ausbildung und nahm am Krieg teil. Seit 1919 führte er die Firma zusammen mit seinem Bruder erfolgreich durch die Inflationsjahre.

Seine sportlichen Interessen, seine Tätigkeit als Sportler und Sponsor (Tontaubenschießen, Jagd, Tennis- und Golfspiel, Reiterei, Rennstallbesitzer, Motorsport) ließen ihn auch gesellschaftlich immer wieder in Erscheinung treten und trugen unter anderem zur Außenwirkung der Kellerei bei. 1922 heiratete er Alice Freiin von Riedel (1901–1946). Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Hans Alexander (1924–1945) und Otto Hubertus Henkell, der spätere Otto Henkell II.

Nach dem Tod seines Bruders Otto I. 1929 wurde Henkell Seniorchef des Hauses, das er ab 1931 zusammen mit seinem Neffen Stephan Karl leitete. Die Werbekampagne »Henkell und der Sport« von 1928/29 in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Reutas und die Unterstützung der ersten Pfingstturniere Unter den Eichen gehen ebenfalls auf ihn zurück.

Seit 1933 war Henkell Präsident des Deutschen Golfverbandes; in dieser Eigenschaft versuchte er, Golf als olympische Sportart einzuführen (separate Wettkämpfe im Anschluss an die Olympischen Spiele 1936) und als Volkssport populär zu machen.

Bis zu seinem Tod war er Mitglied des Wiesbadener Rates, wie das Gremium nach der Auflösung der kommunalen Selbstverwaltung während der NS-Zeit ab 1934 hieß. Seit 1940 war er Präsident der Wiesbadener IHK und Vizepräsident der IHK für das Wirtschaftsgebiet Rhein-Main. Neben seiner Beiratstätigkeit für die Finanzen der Wiesbadener Kur- und Bäderverwaltung war er seit den 1920er-Jahren Teilhaber und Aufsichtsratsmitglied bei der Köln-Düsseldorfer-Dampfschifffahrts-Gesellschaft und den Rhenser Mineralbrunnen.

Nach einem Luftangriff auf die Sektkellerei Henkell im Februar 1944 starb Henkell zusammen mit 23 Mitarbeitern des Unternehmens.

Literatur

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 295].