Glaeser, Ernst
Glaeser, Ernst
Schriftsteller
geboren: 29.07.1902 in Butzbach
gestorben: 08.02.1963 in Mainz
Artikel
Glaeser studierte in Freiburg im Breisgau und München Jura, Germanistik und Philosophie. Er hatte internationalen Erfolg mit seinem autobiografischen Roman »Jahrgang 1902« (1928). Darin beschreibt er seine durch den Umbruch vom Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg hin zur Weimarer Republik desorientierte Generation. Glaeser arbeitete als Journalist für die »Frankfurter Zeitung«, als Dramaturg am »Deutschen Theater« Frankfurt (Saison 1926/27) und als Leiter der literarischen Abteilung beim Südwestdeutschen Rundfunk (1928–30). Er beteiligte sich an Aktivitäten des »Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«.
Seine Bücher fielen 1933 der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer. Glaeser ging ins Exil, zuerst in die Tschechoslowakei, dann in die Schweiz. 1935 erschien in Zürich sein Roman »Der letzte Zivilist«, der den Aufstieg der Nationalsozialismus in einer Kleinstadt kritisch beschreibt. Heimweh und politische Zweifel ließen ihn im April 1939 nach Deutschland zurückkehren, wo er im Mai 1939 eine Publikationsgenehmigung erhielt. Die deutschen Exilautoren empfanden sein Verhalten als »Anschmeißerei« und Verrat. 1940 wurde Glaeser zur Wehrmacht einberufen; er wirkte als Schriftleiter von Luftwaffen-Frontzeitungen.
Nach 1945 lebte er in Heidelberg. In Wiesbaden trat er mit dem Limes-Verleger Max Niedermayer in Verbindung, der ihm im Pariser Hof ein Arbeitszimmer besorgte und einige seiner Werke herausbrachte. Glaeser rechtfertigte sich publizistisch gegen die Vorwürfe wegen seiner Rückkehr aus der Emigration und gab Empfehlungen für eine demokratische Lebensgestaltung, wurde aber nicht mehr ernst genommen. 1960 erschien sein von der Kritik abgelehnter Roman »Glanz und Elend der Deutschen«, eine Analyse der Wirtschaftswunderzeit.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Glaeser in Wiesbaden. Im Juni 1961 veröffentlichte er in der Zeitschrift »Wiesbaden – Festliche Kur- und Kongreßstadt« einen Artikel über Geschichte und Charakter der Stadt. Er wurde auf dem Friedhof in Wiesbaden-Sonnenberg beigesetzt.
Literatur
Niedermayer, Max: Pariser Hof. Limes-Verlag Wiesbaden 1945–1965, Wiesbaden 1965.
Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher, Köln 2008 [S. 57–60].